Seoul/Hamburg - Im nordkoreanischen Fernsehen ist erstmals ein westlicher Spielfilm ausgestrahlt worden. Die Altstalinisten in Nordkoreas Führung würden als fußballverrückt gelten, womöglich hätten sie sich deshalb ausgerechnet "Kick it like Beckham" ausgesucht, um ein Tabu zu brechen, berichtete "Spiegel Online" am Freitag. Die Komödie mit Keira Knightley war am 26. Dezember im Staatsfernsehen zu sehen.

Der britische Botschafter in Südkorea, Martin Uden, war der erste, der die Nachricht laut BBC in einem Tweet verbreitete. "Es ist der erste westliche Spielfilm überhaupt, der im Fernsehen Nordkoreas ausgestrahlt wurde", schrieb er. Die britische Botschaft hatte das Regime in Pjöngjang überzeugen können, den Film zum Anlass des zehnjährigen Bestehens der britisch-nordkoreanischen Beziehungen zu zeigen. In ungewohnter Offenheit wies das nordkoreanische Fernsehen während des Films auch auf diesem Umstand hin.

Das Ausmaß des Tabubruchs wird deutlich, wenn man in Rechnung stellt, dass der staatlich gelenkte nordkoreanische Fernsehsender sonst nur Propaganda des Regimes verbreitet und nur wenige Filme sendet. Ansonsten laufen im Unterhaltungsprogramm "Dokumentationen" über Waffenarsenale, beispielhafte Fabriken und landwirtschaftliche Produktionsbetriebe, oder Musik und Sendungen für Kinder.

Auch die Auswahl des Films, so "Spiegel Online", sei vor diesem Hintergrund bemerkenswert: Zwar handelt die Komödie in erster Linie vom Werdegang eines fußballbegeisterten Mädchens, doch werden darin auch einige Besonderheiten thematisiert, die in Nordkorea zumindest nicht öffentlich diskutiert werden: Es geht um die Probleme von ethnischen Minderheiten, Homosexualität und Religion.

So gänzlich alles wollten die Zensoren ihrem Volk denn auch nicht zumuten: Sie entfernten einige allzu pikante Szenen aus der 112 Minuten langen Originalfassung. Übrig blieben 104 Minuten. (APA)