Wenn sich die Vermutung bewahrheitet, dass hinter dem Attentat auf Kopten in Alexandria der irakische Zweig der Al-Kaida namens "Islamischer Staat Irak" steckt, dann ist das der Beginn eines neuen Kriegs. Bisher wurden Christen im Nahen Osten im Kontext kommunaler Konflikte und von lokalen Gruppen angegriffen, selbst wenn die Angreifer oft im Namen einer globalen islamistischen Agenda zu handeln vorgaben.

Ein lokaler Hintergrund ist zwar bei der derzeitigen Eskalation in Ägypten gegeben - die verstörende Geschichte zweier Frauen, um die von den Religionsgemeinschaften gestritten wird wie über Vieh -, aber eine irakische Gruppe hat sie sich zu eigen gemacht. Für die zwei Koptinnen sind auch im Irak bereits Christen gestorben. Es ist zu befürchten, dass weitere in anderen Ländern folgen werden.

Wenn jedoch Präsident Hosni Mubarak aufs Ausland zeigt und die Verantwortung von sich weist, dann ist das zynisch. Stück für Stück hat das ägyptische Regime über die Jahre das Land - und damit die Christen - den Islamisten überlassen. Das schlechte Gewissen wegen des Mangels an Demokratie wurde ausbalanciert durch Schwäche jenen gegenüber, die "mehr Islam" forderten - und einen ganz anderen Islam meinten als Millionen von Ägyptern, die traditionell ebenso gläubig wie tolerant und friedfertig sind. Sie befinden sich ebenso in der Defensive wie die Christen, ihre älteren ägyptischen Brüder und Schwestern. (Gudrun Harrer/DER STANDARD-Printausgabe, 3.1.2011)