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Queensland unter Wasser: Die Fläche entspricht jener von Deutschland und Frankreich zusammen

Foto: REUTERS/Daniel Munoz

Die nordaustralische Stadt Rockhampton ist derzeit von der Flut besonders betroffen: Der Flughafen ist gesperrt, Straßen sind unpassierbar, dutzende Häuser stehen unter Wasser

Eine Fläche, fast so groß wie Deutschland und Frankreich zusammengenommen: So viel Land steht derzeit im australischen Bundesstaat Queensland unter Wasser. Gute Nachrichten haben Meteorologen für die über 200.000 Betroffenen nicht: Es soll weiter regnen, manche Flüsse sollen ihre Höchstmarke erst im Laufe der Woche erreichen. "Wir befinden uns wohl noch immer mitten im Geschehen", schätzt Alistair Dawson von der Polizei. Es könne bis zu einem Monat dauern, bis das Wasser komplett verschwunden sei.

Als besonders kritisch gilt die Situation in der 60.000-Einwohner-Stadt Rockhampton. Der Pegel des Fitzroy, des zweitgrößten Flusssystems Australiens, soll bis Dienstag auf über neun Meter steigen, warnte Bürgermeister Brad Carter am Sonntag.

Zwangsevakuierungen möglich

Tritt dies ein, würden gut 400 Häuser in der Stadt überflutet werden, schätzen die Einsatzkräfte. Mehrere hundert Menschen müssten dann ihre Häuser verlassen. Wie die Verantwortlichen anderer Städte und Dörfer hat Carter für diesen Fall auch Zwangsevakuierungen angeordnet.

Doch auch die nicht direkt vom Wasser gefährdeten Einwohner sind betroffen. Der Flughafen von Rockhampton ist geschlossen, nur noch Hubschrauber können landen. Auch die meisten Zufahrtswege nach Rockhampton waren am Sonntag bereits gesperrt.

An den Tankstellen wird langsam der Treibstoff knapp, die Supermärkte werden leergekauft. Bürgermeister Carter besprach am Wochenende mit den Geschäften, wie viele Vorräte zur Sicherstellung der Nahrungsmittelversorgung notwendig sind. Das sei notwendig, "da der Highway nach Brisbane, über den praktisch alle unserer Vorräte kommen, gesperrt ist", sagt der Politiker der australischen Fernsehstation ABC.

Armee im Rettungseinsatz 

Die Ministerpräsidentin von Queensland, Anna Bligh, bezeichnete die Lage als "sehr ernsthafte, schreckliche Situation". Die verheerenden Überschwemmungen haben bisher mindestens acht Menschen das Leben gekostet. 

Vielerorts wird die Armee zur Evakuierung von Menschen eingesetzt. Hubschrauber mussten Anwohner retten, über 1000 Menschen befanden sich am Sonntag in einem der 17 Evakuierungszentren. Wie die Behörden mitteilten, müssen in den kommenden Tagen weitere 4000 Menschen in Notunterkünften versorgt werden.

Es handle sich um eine "Katastrophe biblischen Ausmaßes", meinte der Finanzminister von Queensland, Andrew Fraser, am Wochenende. Drei Menschen werden im gesamten Bundesstaat noch vermisst.

Für die Wirtschaft hat die Flut verheerende Auswirkungen. Analysten meinten am Wochenende, der durch die Fluten direkt entstandene Einkommensverlust in der Agrar- und Bergbauindustrie werde mindestens sechs Milliarden australische Dollar (4,6 Milliarden Euro) betragen. Noch gar nicht abzuschätzen sind die Schäden an Infrastruktur und die Kosten für die Aufräumarbeiten. Denn viele Straßen und Brücken sind von den Wassermassen schwer beschädigt oder gar weggespült worden. Die Behebung dieser Schäden dürfte die Staatskasse Milliarden Dollar kosten.

Erst Dürre, dann Flut

Die Ernteverluste, die der Landwirtschaft entstehen, könnten zu keinem schlechteren Zeitpunkt kommen. Die australischen Bauern haben eine zwölf Jahre lange Dürreperiode hinter sich.

Hunderte von Betrieben sind in dieser Zeit bankrott gegangen, Familien mussten Haus und Hof aufgeben. Jene Bauern, die durchgehalten hatten, freuten sich anfänglich über den Regen und hofften auf eine Ernte - die erste in Jahren. Doch vielerorts stehen nun die Felder unter Wasser, Schafe und Rinder sind ertrunken. Mit ihnen dürfte auch die Hoffnung vieler Landwirte gestorben sein, doch noch eine Zukunft zu haben. Die Regierung bittet mittlerweile um Spenden. Per Internet, Banküberweisung oder sogar per Post kann man Geld übermitteln. (Urs Wälterlin, DER STANDARD Printausgabe, 3.1.2011)

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