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Pierre Auguste Renoirs "Clairière" schaffte es trotz beachtlicher 190. 000 Euro (Kaufpreis 233.500) nicht unter die Top-10-Auktionsergebnisse in Österreich.

Foto: im Kinsky

No na net lassen sich Erfolge leichter vermarkten als Niederlagen. Deshalb wird seit einigen Messesaisonen eher die "beste Vernissage jemals" heraufbeschworen, als Einsicht in die unschicke Realität zu gewährleisten. Gejammert wird in Österreich nur hinter vorgehaltener Hand und mit der zeitgleich vorgetragenen Bitte, das keinesfalls zu zitieren. Das könnte dem geneigten Publikum - zusätzlich zur wirtschaftlich angespannten Atmosphäre - doch glatt die Laune verderben.

Dazu existiert eine Mikrofraktion, die um überdurchschnittliche Abschlüsse nicht allzu viel Wind machen will - weniger wegen des scharfsichtigen Fiskus, als deshalb, sich nicht mehr Neid seitens der Kollegen einzuhandeln als notwendig -, weil die Konkurrenz sonst überhaupt erst auf den Plan gerufen würde, sich flugs in das Fahrwasser eines potenziellen Trends schmisse und ihre Messekojen dann womöglich mit anderen Arbeiten des Bestsellers schmückte, womöglich auch noch zu wohlfeileren Konditionen. Ja, es ist eine komplexe Welt, die hinter den Kulissen des heimischen Kunstmarktes lauert.

Kleine Margen, große Umsätze

Tatsächlich dürfte sich dieser Tage nur eine Minderheit des heimischen Kunsthandels mit zufriedenem Mienenspiel dem Jahresabschluss widmen. Der Rest hat ein angesichts schrumpfender Margen recht anstrengendes Jahr hinter sich. Das Geld sitzt bei den Österreichern eben nicht mehr ganz so locker wie noch vor einigen Jahren. Dazu kommt ihr energischeres Preis- und Qualitätsbewusstsein, das in Kombination mit stärkerer Informiertheit den Protagonisten ein viel höheres Maß an Geduld und Flexibilität abverlangt, etwa auch im Auktionssaal, wo sich Privatsammler jetzt häufiger tummeln als noch vor einer Dekade, teilweise in direkter Konkurrenz mit dem Kunsthandel, der diese Plattform angesichts schrumpfender Spannen zunehmend seltener für den Einkauf nutzen kann. "Das ist schon der Endpreis", resignierten die Realisten. Fantasten hatten in der abgelaufenen Saison hingegen Lehrgeld zu zahlen, darunter sogar versierte Händler wie Jonny van Haeften.

Übers Telefon hatte er im April im Dorotheum für Frans Franckens theatralisches Pandämonium (Mensch zwischen Tugend und Laster, 1635) 7, 02 Millionen Euro bewilligt. Im Frühsommer pries er es als Highlight einer Altmeister-Messe in London für 9,5 Millionen Pfund (11,48 Mio. Euro) an. Im September ließ er das Werk nach New York transportieren, wo es im Zuge einer Ausstellung bei Sotheby's für rabattierte zehn Millionen Dollar (September: 7,36, Dezember: 7,55 Mio. Euro) noch immer um die Gunst eines Käufers buhlte. Die Idee vom schnellen Gewinn, so führt dieses Beispiel repräsentativ vor Augen, wird in gewissen Preisklassen recht flott zu Grabe getragen.

Immerhin rückte die heimische Auktionsbranche im abgelaufenen Jahr stärker ins internationale Rampenlicht und strafte jene Lügen, die Österreich süffisant als "Kap der letzten Hoffnung" titulieren. Ätsch, möchte man diesen Futterneidern nun entgegenbrüllen. Bätsch, bilanzierte man doch in historischer Rekordhöhe.

Im Dorotheum summierten sich die Ergebnisse aus allen Auktionen - inklusive der 100 kg Goldmünze Maple Leaf (3,27 Mio. Euro) - auf rund 143 Millionen Euro, womit man nun zum elitären Kreis der Top-fünf-Auktionshäuser weltweit gehört. Gegenüber 2009 stieg der Umsatz damit um 26,5 Prozent, und verglichen mit der bisherigen Bestleistung von 2007 (123 Mio.) immerhin um mehr als 16 Prozent. Noch deutlicher ist der Zuwachs im Kinsky, wo man mit 28 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 37 Prozent verbuchte. Um stolze 56 Prozent, gewährt Wolfdietrich Hassfurther Einblick, sei das Jahrestotal in der Hohenstaufengasse auf etwas mehr als sechs Millionen Euro gestiegen. (Olga Kronsteiner / DER STANDARD, Printausgabe, 31.12.2010 / 1./2.1.2011)