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Zuckerpillen wirken gegen Reizdarm erstaunlich gut - wenn man sie regelmäßig und wie richtige Tabletten einnimmt.

Foto: AP/Mark Lennihan

San Francisco - Bekannt ist der Placebo-Effekt (lateinisch für "ich werde gefallen") schon seit der Antike: Im Kern besteht er darin, dass Scheinmedikamente, die gar keinen Wirkstoff enthalten, in bestimmten Fällen trotzdem helfen.

Doch erst in den vergangenen Jahren hat die Forschung diesem Effekt, der unter anderem auch für die Wirksamkeit homöopathischer Medikamente verantwortlich gemacht wird, systematische Aufmerksamkeit gewidmet. Und dabei fand man allerlei Erstaunliches heraus - so etwa, dass Placebos besser wirken, wenn man mehr dafür bezahlen muss.

Bisher ging man davon aus, dass die Scheinmedikamente nur dann (und auch deshalb) wirken, weil die Patienten glauben, dass sie ein echtes Medikament schucken oder zumindest eines, das tatsächlich wirkt. Doch nun konnten US-amerikanische und britische Forscher um Ted Kaptchuk von der Harvard Medical School nachweisen, dass ein Placebo sogar dann wirken kann, wenn die Behandelten wissen, dass sie nur eine wirkstofffreie Pille bekommen.

Für ihre im frei zugänglichen Online-Fachblatt PLoS ONE veröffentlichte Untersuchung rekrutierten die Mediziner 80 Patienten mit Reizdarmsymptom. Einer Hälfte bekam gar keine Behandlung, die andere erhielt Zuckerpillen, die sie zweimal täglich einnehmen sollten. Die Medizi-ner betonten, dass es sich um wirkstofffreie Placebos handelte, was auch noch auf der Packung stand.

Doch den damit Behandelten war das egal: In der Placebo-Gruppe meldeten doppelt so viele Patienten eine Verbesserung ihrer Beschwerden wie in der unbehandelten Gruppe. Das ist in etwa die Erfolgsquote mit "echten" Medikamenten gegen das Reizdarmsyndrom. Die Forscher vermuten, dass womöglich schon das medizinische Ritual der Einnahme von Tabletten ausreicht, um positive Effekte zu erzielen. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 24./25./26.12.2010)