2400 v. Chr. entstand diese kykladische Marmorfrau, die Christie's jetzt mit 16,8 Mio. Dollar einen hausinternen Rekord bescherte.

Foto: Christie's

Drei bis fünf Millionen Dollar, bezifferten Christie's Experten ihre Erwartungen für die mehr als 4000 Jahre alte kykladische Marmorfigur, die am 9. Dezember zu den Höhepunkten der Antiken-Auktion gehörte. Die Taxe war schnell Geschichte, zehn Minuten dauerte das Gefecht zweier Telefonbieter, eine Hartnäckigkeit, vor der sogar der sonst spendable New Yorker Handel (Phoenix Ancient Art) kapitulierte. 16,8 Millionen Dollar ließ sich der siegreiche anonyme Telefonbieter die 30 cm hohe Statuette kosten. Tags zuvor war dem Hadrian-Gespielen Antinoos die Aufmerksamkeit gewiss, als einige Sammler die Büste bei Sotheby's von zwei auf stolze 23,8 Millionen Dollar steigerten. Und das sind nur zwei von mehreren seit Anfang des Jahres verzeichneten Resultaten, mit denen diese Sparte aufhorchen ließ, für die Auktionshäusern am Ende überraschend hohe Umsätze notierten.

Christie's spielte über je zwei Auktionen in London und New York insgesamt 53,9 Millionen Dollar ein und verbesserte die Vergleichsbilanz von 2009 deutlich, als man sich mit 23,9 Millionen zufriedengeben musste. Kontrahent Sotheby's stockte seine monetäre Performance von 8,8 (2009) auf aktuell 63,5 Millionen Dollar auf, und das mit nur zwei in New York abgehaltenen Auktionen.

Männerdomäne

Nein, versichert Richard M. Keresey, Vizepräsident des Departments bei Sotheby's, den hausinternen Einnahmenrekord habe man umsatztechnisch nicht gebrochen. Der kratzte 2007 mit 99 Millionen an der magischen neunstelligen Hürde und sucht in der Branche bis heute den Vergleich. Der Hauptgrund maß keine neun Zentimeter und war vor mehr als 5000 Jahren in Mesopotamien aus einem Stein gemeißelt worden: Mit 57,16 Millionen Dollar übertraf die kleine Skulptur einer Löwin im Dezember 2007 tatsächlich alle Erwartungen - und bescherte Keresey den eindrucksvollsten Moment in seiner mehr als 30-jährigen Berufslaufbahn.

Für derart herausragende Einzelstücke sind Sammler bereit, ein Vermögen zu verprassen, das wiederum die Bilanzen der Auktionshäuser nachhaltig verschönert. 2010 war insofern wieder ein an Ausnahmekandidaten vergleichsweise reiches Jahr. Dazu gehörten auch zwei von Sotheby's in Graz akquirierte Objekte: der Torso eines römischen Imperators (7,36 Mio. Dollar) und eine marmorne Satyrngruppe, die dank detaillierter Recherchen der Experten mit einer renommierten historischen Medici-Provenienz punktete (3,44 Mio. Dollar).

Der typische Antiken-Freak? Zwischen 40 und 65 Jahre alt, Europäer oder auch Amerikaner, Akademiker oder aus der Finanzbranche sowie an dieser Epoche der Kulturgeschichte interessiert, beschreibt Keresey. Und: Weibliche Sammler seien eine Minderheit, meist angeheiratet, wie diese Sparte insgesamt eine Männerdomäne geblieben ist. (kron/ DER STANDARD, Printausgabe, 24./25./26.12.2010)