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Ein Carabiniere läutet an der Tür der Schweizer Botschaft.

Foto: AP/Carconi

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Großes Polizeiaufgebot vor der Botschaft in Rom.

Foto: REUTERS/Alessandro Bianchi

In Rom explodierten am Donnerstag in der Schweizer Botschaft und in der Vertretung Chiles Paketbomben.

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Rom - Die erste Bombe explodierte gegen Mittag in der Schweizer Botschaft in Rom. Die nächste ging etwa drei Stunden später in der chilenischen Botschaft in die Luft. In der Schweizer Botschaft verletzte sich ein 53-jähriger Angestellter an beiden Händen schwer, als er das Paket mit der Bombe öffnete. Er wurde in der römischen Poliklinik Umberto I operiert. Die Amputation eines Arms konnte abgewendet werden. In der chilenischen Botschaft wurde ebenfalls ein Mitarbeiter der Botschaft an den Händen verletzt. Die gelben Pakete hatten die Größe einer Videokassette. In sämtlichen Botschaften und Konsulaten in Rom fanden daraufhin Überprüfungen statt.

Anarchisten bekennen sich

Eine italienische Anarchistengruppe hat sich zu den beiden Anschlägen bekannt. Ihr Bekennerschreiben habe sich in einer kleinen Schachtel befunden. Diese lag neben einem der beiden Botschaftsmitarbeiter, die bei den Explosionen verletzt wurden, wie die italienische Nachrichtenagentur ANSA am Donnerstagabend berichtete. Bei der Gruppe handele es sich um die "Federazione Anarchica Informale".

"Wir haben uns entschlossen, von neuem unsere Stimme zu Gehör zu bringen, mit den Worten und den Taten", heißt es in dem Schreiben. Wir zerstören das Herrschaftssystem." Unterschrieben wurde von einer revolutionären Zelle der anarchistischen Gruppe. Die italienischen Ermittler hatten anarchistische Kräfte als Verantwortliche vermutet.

Inhaftierte Anarchisten

Die Ermittler verbanden die Explosion in der Schweizer Botschaft konkret mit einigen italienische Anarchisten, die seit April in der Schweiz inhaftiert sind. Zu ihnen zählt Luca Bernasconi, ein in Italien wohnhafter Tessiner. Mit zwei weiteren italienischen Anarchisten, Costantino Ragusa und Silvia Guerini, war er im vergangenen April von den Schweizer Justizbehörden festgenommen worden. Für ihre Freilassung sprach sich der Schweizer Anarchist Marco Camenisch aus, der 1991 in Italien festgenommen worden war. In den vergangenen Tagen war Camenisch aus Solidarität mit den drei inhaftierten Anarchisten in den Hungerstreik getreten.

Im Oktober war vor der Schweizer Botschaft in Rom bereits ein kleiner Sprengkörper gefunden worden, der jedoch nicht explodierte. Unweit des Sprengkörpers lag ein Brief mit Parolen für die Freilassung der drei in der Schweiz inhaftierten italienischen Anarchisten.

Ein verdächtiger Brief, der in der ukrainischen Botschaft in Rom eingetroffen war, stellte sich als harmlos heraus. Ebenso wie ein verdächtiges Paket, das am Donnerstag in der Berner EU-Botschaft gefunden wurde. (AP, Reuters, AFP/DER STANDARD, Printausgabe, 24.12.2010)