Dublin/Frankfurt/Lissabon - Irland verstaatlicht die vierte Großbank des Landes. Finanzminister Brian Lenihan kündigte an, Allied Irish Banks eine Kapitalspritze von 3,7 Mrd. Euro zu verabreichen. Bis Ende Februar muss die Bank insgesamt 6,1 Mrd. Euro frisches Kapital aufnehmen, der Staat wird 92,8 Prozent Anteil halten. Erst dann erfüllt die Bank die vorgeschriebene Kapitalausstattung. Bankaktien waren in Dublin unter Druck, die Zinsen zehnjähriger irischer Staatsanleihen stiegen auf knapp neun Prozent.

Auch in Ungarn kamen Staatspapiere unter Druck. Die Ratingagentur Fitch senkte die Kreditwürdigkeit um eine Stufe auf BBB-. Damit ist das Land jetzt bei allen drei großen Ratingagenturen nur einen Schritt vom Ramschstatus entfernt. Der ungarische Forint fiel Donnerstag um 0,7 Prozent.

Fitch senkte auch die Kreditwürdigkeit Portugals um eine Note auf A1, die fünftbeste Note. Als Grund nannte die Agentur, dass sich das Handelsbilanzdefizit zu wenig stark verminderte.

Indes ist Europas Politik bemüht, ein Rezept gegen die Schuldenkrise zu finden. In einem Interview mit der Süddeutsche Zeitung forderte Frankreichs Finanzministerin Christine Lagarde eine Wirtschaftsregierung für die Euroländer. Sie äußerte Zweifel, dass sich alle 27 EU-Mitglieder beteiligen werden: "Großbritannien ist mit bestimmten Dingen überhaupt nicht einverstanden. Aber das darf nicht alle anderen aufhalten" , forderte Lagarde.

Gerüchte, dass Deutschland einen neuen Plan schmiede, belasteten am Donnerstag den Euro. Laut Süddeutsche gäbe es Pläne, eine unabhängige Fonds-Institution neben der Europäischen Zentralbank zu schaffen. Das deutsche Finanzministerium dementierte die Medienberichte. (sulu/DER STANDARD, Printausgabe, 24.12.2010)