Kurzer Prozess mit dem Einsager: Moussa Kones "triumvirat (I fought a war)", 2010.

Foto: Charim

Wien - In der Welt, die Moussa Kone entwirft, möchte man nicht unbedingt leben: Da gibt es einerseits eine gesichtlose Masse, aber auch einzelne, nicht sehr vertrauenswürdige Typen, die sich hinter Masken verstecken und mit Äxten bewaffnet sind. Teilweise stehen die Kerle aber auch geknickt und mit heruntergelassenen Hosen auf einer Bühne, wo sie ohne Souffleuse dem Publikum nicht mehr gewachsen sind.

An gesellschaftlichen Konditionierungsprozessen interessiert, hat sich der Künstler immer wieder an Sujets aus der Welt des Zirkus orientiert. Während die Tiere ihre Kunststücke immer brav aufgeführt haben, scheinen die Menschen jedoch - trotz Identitätslosigkeit - um einiges komplizierter zu sein: Einer verlässt etwa kurz die Bühne, auf der ein Souffleur tot in seinem Blut liegt, während auf einem anderen Bild ein Nackter vorsichtig durch den Vorhang auf sein Publikum schielt.

Dass die zeichnerische Welt Kones etwas Beklemmendes hat, hängt aber nicht nur mit den schwer durchschaubaren Figuren zusammen; auch die sehr aufwändig gezeichneten Räume erzählen davon, dass das Leben in ihnen nicht herrschaftsfrei ist: Ein Triptychon zeigt vereinzelte Menschen in prächtigen Logen, während sich vor einer anderen Bühne eine nicht enden wollende Publikumsmasse auftürmt.

Gesichtslose, runde Köpfe tauchen in der Ausstellung mehrfach auf: Gleich beim Betreten der Galerie Charim sieht man sie auf einer Tagebuchzeichnung, der Moussa Kone den Titel Größenwahn eines Zeichners gegeben hat.

Die perspektivisch gezeichneten Köpfe, mit denen sich der Zeichner sein Massenpublikum einfach selbst erschaffen hat, übernimmt Kone auch für eine Installation: Um mit dem einseitigen Blick des Publikums auf den Künstler zu brechen, hat er in eine Trennwand ovale Löcher gefräst. Der Künstler geht davon aus, dass das Objekt zum Betrachten und Betrachtet-Werden anregt. Leider fehlen jedoch jene, die man beobachten könnte, denn die Vervielfältigung des Publikums gelingt vielleicht dem Zeichner, nicht aber dem Installationskünstler. (Christa Benzer / DER STANDARD, Printausgabe, 23.12.2010)