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Ohren- und Stoßzahnform zeigt: Dies ist ein Waldelefant. Die DNA-Analyse verrät noch wesentlich mehr.

Foto: REUTERS/Lee Poston/World Wildlife

Berlin - Überraschung: In Afrika leben zwei vollkommen verschiedene Arten von Elefanten. Diesen eindeutigen Schluss zieht ein internationales Forscherteam in der Zeitschrift "PLoS Biology" nach Erbgut-Analysen. Die Ergebnisse zeigten, dass der nur in den Regenwäldern West- und Zentralafrikas vorkommende Waldelefant keineswegs so eng mit dem bekannteren Afrikanischen Elefanten (zwecks Unterscheidung auch Steppenelefant genannt) verwandt ist, wie bislang angenommen worden war. Es handelt sich um keine Unterart, sondern um eine eigene Spezies, deren Wege sich bereits vor mehreren Millionen Jahren von denen ihrer Schwesterspezies getrennt haben.

Der Waldelefant (Loxodonta cyclotis) erreicht keine zweieinhalb Meter Schulterhöhe, während der Steppenelefant (Loxodonta africana) zwischen drei und vier Meter hoch wird. Doch das ist nur der offensichtlichste Unterschied: Die beiden Arten unterscheiden sich auch in der Form der Ohren und des Kiefers, den Stoßzähnen (beim Waldelefanten sind sie gerader und weisen nach unten) sowie in der Zahl der Zehennägel.

Erbgut-Vergleich

Forscher um Nadin Rohland von der Universität Harvard verglichen die beiden Varianten nun auch auf DNA-Ebene. Dazu analysierten sie das Erbgut von fünf verschiedenen Rüsseltieren: Vier davon - der Waldelefant, der Afrikanische und der Asiatische Elefant sowie das Wollhaar-Mammut - gehörten zu unmittelbaren Verwandtschaft, der Familie der Elephantidae. Dazu kam als fünfte Spezies das Amerikanische Mastodon, das zur selben Zeit ausgestorben ist wie das Mammut, aber einem völlig anderen Zweig der Rüsseltiere angehörte.

Die Analyse des Genoms klärte eindeutig, dass Wald- und Steppenelefant unterschiedliche Spezies sind, die sich schon vor etwa drei bis fünf Millionen Jahren voneinander abspalteten. "Die Trennung der beiden Arten kam etwa zur gleichen Zeit, als sich der Asiatische Elefant und das Wollhaar-Mammut trennten", sagt der Genforscher Michi Hofreiter von der englischen Universität York. "Das hat uns alle erstaunt."

Die Erkenntnisse sind aber nicht rein akademischer Natur, sondern auch für den Artenschutz bedeutend. Angesichts der neuen Einteilung raten die Forscher dazu, zusätzlich zum Afrikanischen Elefanten nun auch den Waldelefanten als eigene Art unter Schutz zu stellen. "Seit 1950 wurden alle afrikanischen Elefanten als eine Spezies behandelt", sagt der Zoologe Alfred Roca von der Universität von Illinois. "Da wir jetzt wissen, dass es sich um zwei sehr unterschiedliche Arten handelt, sollte der Waldelefant stärker geschützt werden."

Der kleine Unbekannte

Wie groß die Gesamtpopulation des Waldelefanten ist, bleibt allerdings eine völlig offene Frage. Weil der Lebensraum der vor allem in Kongo und Gabun vorkommenden Tiere sehr unzugänglich ist, können immer nur vage Schätzungen für einzelne Regionen - basierend unter anderem auf Dung-Spuren - vorgenommen werden. Zudem ist noch viel zu wenig über das Verhalten der Tiere, insbesondere wie weit sie wandern, bekannt. (red)