Elude: Spiel veranschaulicht Depression

Screenshot: Entwickler

Das Thema Depression klingt nicht nach Spiel. Im Bereich der "serious games", also Spielen, die nicht nur auf Unterhaltung abzielen, sondern "ernste" Absichten verfolgen, kann sich der Gegensatz aber auflösen. Nämlich dann, wenn man versucht, der Krankheit auf metaphorischer Ebene näherzukommen, um damit Aufklärungsarbeit zu leisten. Das von der österreichischen Spieleforscherin Doris C. Rusch am Massachusetts Institute of Technology (MIT) konzipierte und designte Flash-Spiel Elude schafft das.

Innenleben als Landschaft

Elude stellt das Innenleben eines depressiven Geistes als Landschaft dar. Hauptschauplatz ist ein Wald, der den "normalen" Bewusstseinszustand symbolisiert. Mit der Spielfigur steigt man von Ast zu Ast mühsam in die Baumkronen hinauf. Auf Ästen sitzende Vögel erheben sich per Zuruf in die Lüfte. Sie symbolisieren Freude stiftende Leidenschaften im Leben: Musik, Freundschaft, Sport. Ganz oben über dem Wald zu sein bedeutet, glücklich zu sein. Aber lange kann man sich nicht in der Glücksphase halten. Der Absturz kommt und man landet wieder am Boden. Und nicht genug: Ehe man sich versieht, ist man in der Erde versunken, ohne etwas dagegen tun zu können. Man findet sich in schmalen Kammern wieder, hat kaum Kontrolle mehr über die Figur: Die Tiefphase einer Depression, Traurigkeit und Verzweiflung. Ziel des Settings ist es, möglichst viel Zeit außerhalb dieser Tiefphase zu verbringen.

Gespür für psychologische Mechanismen

Das Spiel soll auf zugängliche Art Gespür für psychologische Mechanismen einer Depression vermitteln. Die symbolischen Ebenen schaffen ein einfaches metaphorisches Porträt der Krankheit, für die von Außenstehenden oft wenig Verständnis aufgebracht wird. Es soll Freunden und Verwandten von depressiven Menschen ein Verstehen der Krankheit erleichtern.

Elude wurde am Singapore-MIT Gambit Game Lab, einem Gemeinschaftsprojekt des MIT und der Stadtregierung Singapurs, geschaffen. Die Institution forscht über neue Wege der Spieleentwicklung. Doris C. Rusch ist mittlerweile Leiterin der Computerspielforschung an der Donau-Uni Krems.(Alois Pumhösel/ DER STANDARD Printausgabe, 18. Dezember 2010)

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