Paris - Wegen der Entführung und des Verschwindenlassens von vier Franzosen während der chilenischen Militärdiktatur sind am Freitag in Frankreich eine Reihe hochrangiger chilenischer Ex-Militärs und ein Zivilist zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt worden. Ein Gericht in Paris befand die Angeklagten im Alter von 61 bis 89 Jahren in Abwesenheit wegen "Festnahme, Entführung, Freiheitsberaubung mit Folter oder barbarischen Akten" oder Komplizenschaft für schuldig. Zwei frühere Verantwortliche der chilenischen Geheimpolizei, darunter Ex-General Manuel Contreras, wurden dabei zu lebenslanger Haft verurteilt. Elf weitere Angeklagte erhielten Haftstrafen zwischen 15 und 30 Jahren. Ein Angeklagter wurde freigesprochen.

Einige Angeklagte, darunter Contreras, wurden bereits in Chile wegen Verbrechen während der Militärdiktatur von Augusto Pinochet (1973-1990) verurteilt und sind dort inhaftiert. Contreras verbüßt dort eine Gefängnisstrafe von mehr als 200 Jahren. Die Verurteilung in Frankreich hat daher eher symbolischen Charakter, außer die Angeklagten würden Chile verlassen und im Ausland festgenommen. Das Gericht ging mit seinem Urteil über die Forderungen der Staatsanwaltschaft hinaus.

Während der Pinochet-Diktatur wurden Schätzungen zufolge mindestens 3000 Regimegegner getötet. Einem offiziellen Bericht zufolge wurden rund 30.000 Oppositionelle eingesperrt und gefoltert. Pinochet hatte seine Verantwortung für die unter seiner Herrschaft verübten Verbrechen stets abgestritten und wurde nie verurteilt; er starb im Jahr 2006. (APA)