Kairo - Es mag ein Zeichen der fortschreitenden Islamisierung sein, wie sie die junge Kairoer Künstlerin Hala Elkoussy feststellt: Jedenfalls rief die Biennale-Präsidentin Mervat Abdel-Aziz, in ihrem Brotberuf kommissarische Leiterin für bildende Künste und außerdem Ägyptische Regisseurin des Jahres 2006, am Beginn der Pressekonferenz Allah um Segen an. Elkoussy, international renommierte Künstlerin, die zwischen Kairo und Amsterdam pendelt und vor drei Jahren im Salzburger Kunstverein ausstellte, ist an diesem Freitag eine der wenigen Frauen auf der Straße. Und die einzige ohne Kopftuch.

Vor zwanzig Jahren, sagt Elkoussy, sei das sicher noch anders gewesen: "Wir leben in komischen Zeiten, wo man mich für eine Fremde hält, weil ich keinen Schleier trage. Aber ich habe nie mein Haar bedeckt. Aber wenn sich mehr und mehr Frauen verhüllen, sieht es aus wie Mode. Das ist es aber nicht. Es ist ein religiöses Statement." Elkoussy ist eine der Künstlerinnen der Townhouse Gallery, seit der Gründung in den 1990er-Jahren durch den Kanadier William Wells eine der wenigen Anlaufstellen für widerständige Künstler, Straßenkinder und deren Kunst. Mittlerweile gehört fast die ganze Straße im Arbeiterviertel zum Townhouse-Areal. "An vielen Kunsthochschulen unterrichten mittlerweile mehrheitlich Islamisten", so Wells. "Engagierte Lehrende gehen. Skulpturen und Bilder werden hinausgehaut."

CIC ist eine andere nicht profitorientierte Galerie, die auch Kurse für Kuratoren, Kunstjournalisten und Fotografen anbietet. Mia Jankowicz, deren junge, aus London stammende Leiterin, bittet mehrmals, das Tonbandgerät abzustellen. Sie will durch unbedachte Worte ihre Künstler nicht gefährden. Schließlich ist die Kunst riskant genug. (asch, DER STANDARD - Printausgabe, 18./19. Dezember 2010)