Fu Baoshis "Frühlingsregen in Jiangnan" wechselte in Köln für 324.000 Euro in den Besitz eines chinesischen Sammlers.

Foto: Lempertz

Historisch gesehen gilt China als eine der jüngsten, aber auch vielversprechendsten Marktnationen. 2009 soll sich der vom Handel und in Auktionshäusern erwirtschaftete Umsatz auf 4,2 Milliarden Euro belaufen haben, womit der Anteil am globalen Markt bei stattlichen 14 Prozent liegt. Zeitgleich stieg der Import, der nicht nur dem Rückkauf international zirkulierender chinesischer Kunst vorbehalten ist, sondern auch internationale Protagonisten inkludiert. Allein in den vergangenen fünf Jahren belief sich der Zuwachs hier auf 180 Prozent

Von der Investitionsfreude profitiert also nicht nur die nationale, sondern längst auch die internationale Spielwiese des Kunstmarkts: Für wie viele der in den letzten Monaten in New York und London erzielten Rekordwerte ein Sammler aus Hongkong oder Peking tatsächlich verantwortlich war, kann man aufgrund der kryptischen Käuferangabe "anonym" meist nur mutmaßen.

Legendär sind mittlerweile die unter chinesischen Sammlern geführten Bietgefechte, wie sie Bonhams Mitte dieser Woche in San Francisco erlebte: Das mit einem Drachen bemalte Standgefäß war von den Experten in das frühe 20. Jahrhundert datiert und auf 10.000 bis 15.000 Dollar taxiert worden. Erst bei 7,65 Millionen Dollar hatte das verbissen geführte Gemetzel ein Ende.

Nicht ganz so spektakulär, aber im Ergebnis nicht minder stattlich, naschte Lempertz (Köln) am 10. und 11. Dezember bei asiatischer Kunst vom Kaufkraftkuchen der Chinesen. Während Kunst aus Japan punkto Nachfrage deutlich schwächelte, schlug sich jene chinesischer Provenienz mit einem Absatz nach Wert von 300 Prozent zu Buche (Total: 2,6 Mio. Euro).

Gegen den Wind stakend

Im direkten Vergleich zur Auktion im Dezember 2009 stieg der Umsatz damit um zwölf Prozent. Der Löwenanteil davon entfiel auf Malerei, wobei hier die Preise nicht nur für die Moderne, sondern auch für nach 1945 ausgeführte Kunstwerke regelrecht explodierten - zumindest gemessen an den angesetzten Taxen. Laut dem Auktionshaus lag der Anteil an Käufern aus China dabei bei 99 Prozent.

Den höchsten Zuschlag der zweitätigen Sitzung bewilligte allerdings ein Sammler aus New York für Fu Baoshis Fährmann, der mit einem Reisenden gegen den Wind auf dem Jangtse stakt. Erst bei 270.000 Euro (Kaufpreis 324.000) konnte er sich gegen mehrere Bieter für das im Original Frühlingsregen in Jiangnan betitelte Aquarell durchsetzen, das aus der Sammlung Gerhard Pommeranz-Liedtkes stammt. Eines der insgesamt 22 bei Lempertz angebotenen Souvenirs, die der ehemalige Direktor der staatlichen Kunstsammlungen Weimar in den 1950erJahren auf mehreren Reisen nach China erworben hatte. (kron, DER STANDARD/ALBUM - Printausgabe, 18./19. Dezember 2010)