Hier einige interessante Blogbeiträge, dort ein paar spannende Zeitungsgeschichten, dazwischen viel Schrott: Online bietet eine Fülle an Texten, aber erfordert einigen Aufwand, um Spreu von Weizen zu trennen. Für Gelegenheitsautoren ist es kaum möglich, mit Beiträgen Geld zu verdienen. Und die Fragmentierung von Medien zu einzelnen Links, die per soziale Medien weitergereicht werden, macht es Profis schwerer, Geschäftsmodelle für professionellen Journalismus zu finden - ähnlich wie die Musikindustrie den Niedergang des Albums zugunsten der Downloads einzelner Songs beklagt.
Ähnlichkeiten mit YouTube
Um diese Nüsse zu knacken, haben zwei Studenten aus Österreich, derzeit studienhalber in London, eine Idee: Newsgrape soll eine Art "Youtube für Texte" werden, beschreiben Felix Häusler und Leo Fasbender ihr Start-up. Auf einer Übersichtsseite, die ihre Verwandtschaft mit Youtube nicht leugnen kann, kann man durch Artikeln nach unterschiedlichen Kategorien stöbern. Ein automatisiertes Bewertungssystem, das auf dem Leseverhalten der einzelnen User beruht, reiht die Geschichten, ähnlich wie Youtube populäre und besser bewertete Videos nach oben bringt.
Damit soll auch ein RSS-Reader verbunden werden, jenes seit langem existierende System zum Abonnieren einzelner Webseiten, das jedoch für viele Online-User weiterhin ein Buch mit sieben Siegeln ist. Wenn einem ein Autor gefällt oder eine Kategorie oder ein Blog, kann man diese abonnieren und erhält daraus jeweils eine individuelle Übersichtsseite.
Beteiligung an Werbeeinnahmen
Den (bisher meist unbezahlten) Autoren bietet Newsgrape ein Zuckerl: Sie sollen bis zu 75 Prozent der erhofften Werbeeinnahmen erhalten, der Rest verbleibt bei Newsgrape. Professionellen Medien wiederum will die Plattform anbieten, dass sie Teaser einbringen, die zu den Geschichten führen.
Für all das sucht die Gründermannschaft jetzt Geld und hofft dabei so wie bei den späteren Beiträgen auf die "Crowd", die Masse der kleinen Online-User. Auf der Fundraising-Plattform kickstarter.com (mit der auch das Anti- Facebook Diaspora zu Gründungsgeld kam) kann man dem Spendenaufruf folgen. 12.000 Dollar müssen in den nächsten 30 Tagen zusammenkommen, damit das Projekt starten kann, bis gestern waren es 3360 Dollar. Wird diese Hürde nicht genommen, muss nichts eingezahlt werden. Auch Kickstarter ist eine Art Youtube - zur Projektfinanzierung. (spu/ DER STANDARD Printausgabe, 17. Dezember 2010)