Bei den Arbeiten zur Verbreiterung einer der Hauptverkehrsadern in Freetown wird nicht wirklich zimperlich umgegangen mit allem, was im Wege steht ...

Foto: Kathrin Schmidt

Das Nationalstadium, das für viele verschiedene Festlichkeiten und Events genutzt wird, kurz vor einem der vielen Gewitter, die die Regenzeit verscheuchen ...

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Unity, peace and freedom sind so verbreitete Schlagwörter in Sierra Leones täglichem Leben, dass sie es auch auf die Werbung des neuesten Telefonanbieters schafften.

Foto: Kathrin Schmidt

Sierra Leone feiert nächstes Jahr ein großes, ein goldenes Jubiläum. 50 Jahre Unabhängigkeit! Nachdem Sierra Leone jahrhundertelang als wichtige Drehscheibe des Sklavenhandels fungierte, wurde die Stadt Freetown 1787 von den Briten zwar ursprünglich für ehemalige, nach Afrika zurückkehrende Sklaven gegründet, später aber in das britische Empire eingegliedert. Erst am 27. April 1961 erlangten Freetown (als britische Kolonie) und die Regionen (als britisches Protektorat) schlussendlich ihre Unabhängigkeit. Jedoch gehen auch heute noch die Meinungen über den Kontext und Zeitpunkt der Unabhängigkeit auseinander und Stimmen, die meinen, Sierra Leone sei zu früh in seine Unabhängigkeit entlassen worden, scheinen nicht ganz zu verstummen. Was wäre wenn... aber das weiß niemand. Und im Nachhinein ist man sowieso immer schlauer. Ein halbes Jahrhundert also. Das gehört auf jeden Fall ordentlich gefeiert!

Trubel zum Jahreswechsel

Die Vorbereitungen für Weihnachten mit den dazu gehörenden Weihnachtsdekorationen und Liedern über Tannenbäume und Schneetreiben laufen auf Hochtouren. Für mich passen sie aber nicht wirklich ins Bild, gibt es hier doch hauptsächlich Palmen und täglich 30 Grad! Abseits von diesem Trubel ist aber auch ein anderes Treiben zu beobachten, denn 2011 lässt nicht mehr allzu lange auf sich warten. Eifrig werden verschiedene Events, Festivals, Paraden, Bälle, Ausstellungen und andere Aktivitäten für das ganze nächste Jahr geplant. Straßen werden verbessert und verbreitert. Mir wurde erzählt, dass die englische Königin Elizabeth II zum Unabhängigkeitstag im April erwartet wird und bis dahin zumindest eine der Hauptverkehrsadern fertig sein soll. Dabei wäre doch allein der durch die massiven Bauarbeiten extrem ins Stocken geratene Verkehr Ansporn genug!

Feiern zur Vergangenheitsbewältigung

Ausserdem soll der Flughafen ausgebaut werden. Denkmäler errichtet werden. Und der nationale Stolz und Patriotismus wiederbelebt werden. Sierra Leone will sich in einem positiven Licht präsentieren und nach Jahren des Bürgerkriegs ein friedliches und wohl auch fröhliches Zusammenleben demonstrieren. Ob das rein psychologisch nach acht Jahren wirklich und nicht nur oberflächlich möglich ist? Ich kann mir nicht vorstellen, wie man Traumata dieser Art so schnell vergeben und vergessen kann. Aber der Wille und die Sehnsucht nach Frieden und einer positiven, nachhaltigen Entwicklung sind auf jeden Fall überall zu spüren. Und vielleicht ist die einzige Möglichkeit für Frieden und Aussöhnung wirklich, ganz von vorne neu zu beginnen. Die Zukunft wird es weisen.

500 Tänzer unter einem Choreografen

Auch die Freetong Players haben für 2011 einiges geplant. Für den Festauftakt am 1. Jänner, bei dem das Jubiläumsjahr im Nationalstadium offiziell eröffnet werden soll, organisieren und choreografieren sie einen "Unity Dance" - passend zum Motto der wiedergefundenen nationalen Einheit. 500 Tänzer aus den unterschiedlichen Regionen und von den sechzehn offiziellen ethnischen Gruppen, die alle ihre eigene Sprache und Traditionen haben, werden zuerst ihre jeweiligen traditionellen Tänze präsentieren und dann in einer Massenchoreografie zusammenkommen. Ich bin schon sehr gespannt... Wie koordiniert und choreografiert man 500 Tänzer?