Graz - Über elf Kilometer erstreckt sich im südsteirischen Sulmtal das längste Heckenband Österreichs. In ihm tummelt sich eine große Anzahl von Tieren - über 440 Vogel-, Heuschrecken und Spinnenarten sowie an die 300 Pflanzenarten haben Biologen der Grazer Universität festgestellt. "Insgesamt gibt es sicher einige Tausend Arten. Alleine die Schmetterlinge machen weitere tausend Arten aus", so der Grazer Ökologe und Obmann des Naturschutzbundes Steiermark, Johann Gepp, der die Untersuchungen in Auftrag gegeben hat.

Ehemalige Bahntrasse der Sulmtal-Bahn

Entwickelt hat sich der einzigartige Lebensraum auf der ehemaligen Bahntrasse der Sulmtal-Bahn. Nach der Stilllegung im Jahre 1967 hat sich die Natur auf den vom Menschen unberührten Bereichen ihren Platz zurückerobert. Durch Anflugsamen entwickelte sich ein vielfältiger Lebensraum mit Wiesenbereichen, Krautsäumen, Hecken- und Waldbereichen, in denen sich wiederum zahlreiche Tierarten angesiedelt haben. Seit 1993 ist der Bahndamm in der Obhut des Naturschutzbundes. Der Ökostreifen erstreckt sich auf 11,3 km von Kaindorf/Sulm bis nach Gleinstätten und umfasst rund 19 Hektar.

Über 400 Vogelarten

In Zusammenarbeit mit der Universität Graz haben vier Diplomanden auf dem Gelände Untersuchungen durchgeführt und 444 Tier- (Vögel, Heuschrecken, Spinnen) nachgewiesen. Im Bereich der Botanik wurden über 300 Pflanzenarten festgestellt - von Orchideen bis hin zur Steineiche. Pfaffenhütchen, Blutroter Hartriegel und Schwarzer Holunder treten nicht nur dominant in Erscheinung, sie erfüllen auch eine wichtige ökologische Funktion: Als Brutrevier, Ansitz- und Singwarte, als Schutz und Deckung für das Niederwild und als Überwinterungsquartier auch für die in der Steiermark selten gewordenen Würfelnatter.

104 Spinnenarten lauern in dem Grünstreifen auf ihre Beute. "Das ist ein Sechstel der gesamten in der Steiermark vorkommenden Arten", so Projektleiter Werner Langs. Darunter finden sich auch zwei steirische Erstnachweise: Eine Kugel- und eine Krabbenspinne. "Von den 28 gefundenen Heuschreckenarten stehen 38 Prozent auf der Roten Liste, die Flügellose Knarrschrecke ist vom Aussterben bedroht", erläuterte der Biologe. Auch für die 33 kartierten Vogelarten stellt der Bahndamm ein wichtiges Rückzugsgebiet dar. (APA)