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Es wird vermutet, dass bis zu 100 Menschen an Bord des Bootes waren. Die Zahl der Opfer könnte daher noch steigen. Hoher Wellengang vor der Küste hatte am Mittwoch den Rettungseinsatz erschwert.

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Die Passage über die Timorsee gilt als eine der gefährlichsten der Welt gilt. 2001 starben in internationalen Gewässern 353 Flüchtlinge, die auf einem kaum seetüchtigen Boot auf dem Weg nach Australien waren

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Nach dem Untergang eines Flüchtlingsbootes vor der zu Australien gehörenden Weihnachtsinsel haben die Rettungsmannschaften am Donnerstag die Suche nach möglichen Überlebenden fortgesetzt. Nach Angaben der australischen Behörden kamen bei dem Unglück mindestens 28 Menschen ums Leben, 42 Insassen wurden gerettet, darunter elf Kinder.

"Wir wissen nicht mit Sicherheit, wie viele auf dem Boot waren. Deshalb müssen wir uns auf die Möglichkeit vorbereiten, dass weitere Leichen gefunden werden und dass es mehr Tote gegeben hat, als wir jetzt wissen", sagte die australische Ministerpräsidentin Julia Gillard am Donnerstag.


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Canberra - Beim Untergang eines Flüchtlingsschiffs vor der australischen Küste sind am Mittwoch mindestens 28 Menschen ums Leben gekommen. Ein Augenzeuge berichtete, er habe mehrere Personen ertrinken sehen, nachdem das Schiff bei heftigem Wellengang an den Klippen der Christmas Island zerschellt war. Rund 90 Iraner und Iraker sollen an Bord gewesen sein, darunter Frauen und Kinder. 41 Personen konnten zunächst gerettet werden.

Asylsuchende zum Teil jahrelang interniert

Die Tragödie dürfte in Australien die Debatte um die Flüchtlingspolitik erneut anheizen. Die Behandlung von Asylsuchenden, die ohne Papiere auf Fischerbooten in australischen Hoheitsgewässern eintreffen und dann zum Teil jahrelang interniert werden, ist seit langem ein emotionales und oft von rassistischen Untertönen begleitetes politisches Thema.

Im jüngsten Wahlkampf sagte der konservative Oppositionsführer Tony Abbott, er würde die Boote "einfach ins Meer zurückschieben", sollte er Premierminister werden. Dies, obwohl die Passage über die Timorsee als eine der gefährlichsten der Welt gilt. 2001 starben in internationalen Gewässern 353 Flüchtlinge, die auf einem kaum seetüchtigen Boot auf dem Weg nach Australien waren. Bis heute ist umstritten, ob die australische Marine von der Seenot wusste, aber von der damaligen konservativen Regierung in Canberra daran gehindert wurde, die Ertrinkenden zu retten.

Im letzten Jahr kamen rund 5000 Menschen auf dem Seeweg nach Australien - nach deutlich niedrigeren Zahlen der letzten Jahre ein Rekordhoch. Canberra begründet den Anstieg mit der weltweit wachsenden Zahl an Flüchtlingen und Vertriebenen.

Auf der Weihnachtsinsel interniert

Die meisten Bootsflüchtlinge fliehen vor Verfolgung im Irak oder in Afghanistan. Die Aufgegriffenen werden in der Regel auf der Weihnachtsinsel oder auf dem australischen Festland interniert. Die sozialdemokratische Regierung von Premierminister Kevin Rudd, die 2007 die Macht von den Konservativen übernommen hatte, wollte deren "Politik der Abschreckung" von Asylsuchenden abschwächen. Dieses Versprechen haben er und Nachfolgerin Julia Gillard nur zum Teil eingehalten.

98 Prozent der Flüchtlinge werden anerkannt

Bei den meisten Asylsuchenden handelt es sich um echte Flüchtlinge gemäß UN-Definition. Das zeigt die Tatsache, dass schließlich mehr als 98 Prozent von Australien als solche anerkannt werden. (Urs Wälterlin/APA, DER STANDARD Printausgabe 16.12.2010)