"Siggi Hofer. Der gute Verkäufer": Ausstellungsansicht in der Galerie Meyer Kainer

Foto: Herzl

Der in Südtirol Geborene hat in den letzten Jahren keinen Preis ausgelassen.

Wien - Auf der Einladungskarte springt Siggi Hofer in Klamotten von Bernhard Wilhelm über ein Kunstwerk: ein kleiner Bretterverschlag, auf dem mit weißen Lettern "The New Siggi Hofer" steht. Eigentlich ließe diese Ankündigung vermuten, dass der Künstler die Marke "Hofer" vollkommen überarbeitet hat. Das stimmt aber nicht ganz.

Denn auch in seiner neuen Ausstellung Der gute Verkäufer sind Häuser zu sehen. Und auch dieses Mal hat Hofer sie mit Buntstiften auf Papier gezeichnet. Anders als sonst sind sie jedoch nicht Teil seiner urbanistischen Utopien. Vielmehr sind die rustikalen Einfamilienhäuser Träger eigener Erfahrungen im Alpenraum.

Auf drei Großformaten tauchen unter einfach gezeichneten Häusern die Worte Sexualität, Religion und Demokratie auf. Erst bei näherem Hinsehen wird sichtbar, dass nur jene Häuser freundlich und offen sind, die Hofer mit Demokratie in Verbindung bringt. Auf dem Bild Religion sind die Läden der Häuser geschlossen, und Sexualität wurde überhaupt in einen fensterlosen und vereinzelt platzierten Stadel gesteckt.

Eine kleine Fläche unter dem Dach weist allerdings genau jene fröhlichen Farben auf, mit denen Hofer auch die Galerie ausgelegt hat. Würde man diese Farben als Hinweise auf Lebensfreude interpretieren, hat dem Künstler die Ausstellung in der Galerie Meyer Kainer offensichtlich viel Spaß gemacht. Denn nur ein schmaler Gang führt dort zwischen dem bunten Bretterboden hindurch, den Hofer als Display für weitere Häuschen benutzt.

Mit Fahnen und Hakenkreuzen beflaggt, sind diese Träger einer politischen Stimmung, die wohl einer der Gründe für die Landflucht des Künstlers gewesen ist; sein "Dream of Progress and Aesthetics" gehörte aber wohl ebenso dazu, ein Ausdruck, den Hofer auf das Modell eines Schiffes geschrieben hat, das auf die offenbar nach wie vor andauernde Reise des Künstlers ins Land von Fortschritt und Ästhetik verweist.

Eine Portion Koketterie scheint insgesamt das Neue in der Schau zu sein: Schon in ihrem Titel verweist Hofer auf seine Lehrlingsausbildung und sein Verkaufstalent. Neben hippen Klamotten, guten Kontakten und einer nicht ganz schmerzfreien Geschichte gereicht einem das im Kunstbetrieb sicher nicht zum Nachteil. (Christa Benzer / DER STANDARD, Printausgabe, 16.12.2010)