Der Verteidigungsminister selbst exerziert gerade vor, dass das halbe Bundesheer keiner mehr braucht. Jeder zweite Panzer wird entsorgt, fast jede zweite Kaserne feilgeboten. Und schon jetzt gilt jeder fünfte junge Mann bei der Musterung als nicht einsetzbar, rund 13.000 Taugliche ziehen einen Dienst in Zivil dem sechsmonatigen Dauermanöver unter Befehlston vor.

Gut so. Denn die Bedrohungsszenarien des Kalten Krieges haben die, die heute zur Stellung müssen, nicht einmal mehr als Kleinkind miterlebt - und was ihnen beim Bundesheer so angeschafft wird, ist längst nicht mehr zeitgemäß: vom Abschrecken einer Handvoll illegaler Einwanderer an der Ostgrenze übers stundenlange Strammstehen bis hin zum vom Spieß verordneten Zapfenstreich.

Die modernen Aufgaben des Bundesheeres - friedenserhaltende Einsätze im Ausland, Luftraumüberwachung am heimischen Himmel - dürfen ohnehin nur bestens ausgebildete und entsprechend engagierte Soldaten übernehmen. Und dafür tut es ein kleines Berufsheer.

Bleibt noch der vielgerühmte Katastrophenschutz, im Rahmen dessen die Rekruten zum Kampf gegen Schneewechten und Hochwasser ausrücken. Doch Schaufeln und Sandsäcke sind keine hochkomplizierten Waffensysteme wie Sturmgewehre, an denen man wochenlang grundausgebildet werden muss. Für das neue Katastrophenmanagement ist freilich die freiwillige Feuerwehr auszubauen. (Nina Weißensteiner, DER STANDARD, Printausgabe, 16.12.2010)