Bild nicht mehr verfügbar.

Für Mario Scheiber ist es im ersten Training "blöd hergegangen".

APA-FOTO: HERBERT PFARRHOFERi

Neun Sprünge, darunter der legendäre Flug über die Kamelbuckel - Michael Walchhofer hält mit 88 Metern seit 2003 den Rekord -, 17 gröbere Bodenwellen, 26.784 Meter Sicherheitsnetze, resche Temperaturen im Zielraum, am 15. Dezember 2010 waren es beispielsweise minus elf Grad. Das ist die Kurzcharakteristik der Saslong, der klassischen Abfahrtspiste im Grödnertal, die für die WM 1970 angelegt worden war.

Damals, als der Schweizer Bernhard Russi die Abfahrt gewann, war von den aktuellen einschlägigen Sportlern nur der Schwede Patrik Järbyn bereits auf der Welt, noch nicht allzu lange, aber immerhin fast ein Jahr. Heute ist er 41, und im ersten Abfahrtstraining schaffte er immerhin die viertschnellste Zeit.

Und just Mario Scheiber (27), dessen Karriere schon so oft durch schwere Verletzungen unterbrochen war, musste gestern vom Sicherheitsnetz Gebrauch machen. Eingangs der Ciaslat, nach einer groben Welle, schlug es ihm einen Ski auf den anderen und ihn aus der Bahn. Scheiber wurde aus dem Netz befreit. "Es ist blöd hergegangen. Ich hab während des Fliegens nur noch gehofft, dass sich das Knie nicht verdreht. Dann bin ich im Netz gelegen wie ein Fisch. Jetzt fühlt sich das Knie ein bisserl anders an, aber was Gröberes ist es sicher nicht. Ich habe nur leichte Schmerzen", sagte der Osttiroler, nachdem er auf Skiern das Ziel erreicht hatte. ÖSV-Arzt Christian Hoser diagnostizierte eine leichte Kapselzerrung im rechten Knie.

Walchhofer und Scheiber wollen mitmischen

Scheiber, der es im Weltcup bisher auf neun zweite und jeweils vier dritte und vierte Plätze brachte, hofft trotz des Malheurs, dass er sich im Grödnertal ernsthaft um den ersten Sieg seiner Karriere bewerben kann. Zwei Gelegenheiten gibt es, den Super-G am Freitag und die Abfahrt am Samstag. Bei der ersten Saisonabfahrt in Lake Louise, Kanada, teilte sich Scheiber mit Norwegens Aksel Lund Svindal den zweiten Platz. Hinter Michael Walchhofer (35), der seine definitiv letzte Saison mit einem Sieg eröffnete. "Ich werde auch hier mitmischen", sagte Walchhofer. Der Zauchenseer gewann auf der Saslong die Abfahrt zweimal, den Super-G einmal.

"Die Piste ist bilderbuchmäßig präpariert. Dafür hat die Natur mit Regen gesorgt, da war kein Sprühbalken nötig. Und bei mir passt die Abstimmung auch." So beschreibt der Steirer Klaus Kröll (30) die Saslong, die ihn noch nie aufs Podium ließ. "Das ist ein Klassiker. Und es ist mein Ziel, Klassiker zu gewinnen."

"Mir geht's gut. Alles andere wäre gelogen angesichts der Trainingsbestzeit." Also sprach Didier Cuche (36), als er in Ruacia angelangt war, wie der Eiskasten am Fuße der Saslong heißt. Am Samstag hatte der Schweizer den Riesentorlauf in Val d'Isère abgebrochen, um sich vor Schmerzen im Schnee zu krümmen. "Ich habe nur noch leichte Schmerzen", sagte er am Mittwoch. Eine Spritze hatte ihm Erleichterung verschafft. Froh sei er, Cuche, dass ein MRI-Bild gezeigt habe, dass es sich nicht um jene Bandscheibe handle, die ihn im Frühjahr gequält hatte, sondern um eine andere. "Es ist halt alles abgenützt und nicht mehr so, wie es sein sollte."(Benno Zelsacher aus Gröden, DER STANDARD Printausgabe 16.12.2010)