Belgrad/Moskau/Straßburg - Der Generalsekretär des Europarates, Thorbjorn Jagland, hat sich für die Aufklärung von Anschuldigungen über illegalen Handel mit menschlichen Organen im Kosovo eingesetzt. Er habe die Möglichkeit gehabt, den Bericht des Sonderberichterstatters der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Dick Marty über die unmenschliche Behandlung von Personen und den Organhandel zu lesen, teilte Jagland am Mittwoch in einer Aussendung mit.

"Der Entwurf des Berichtes enthält eine Reihe ernsthafter Anschuldigungen", stellte der Europarat-Generalsekretär laut serbischen Medienberichten fest. "Sie müssen durch ordnungsgemäße strafrechtliche Ermittlungen entweder bestätigt oder widerlegt werden". Jagland appellierte aus diesem Grund an die zuständigen Behörden und damit auch die internationalen Behörden, "ihr Bestmögliches zu tun, um der Wahrheit über die Geschehnisse ans Licht zu verhelfen".

Im Bericht Martys werden der jetzige kosovarische Premier Hashim Thaci und seine engsten Mitarbeiter direkt mit Organhandel in Verbindung gebracht. Thaci wurde laut der Belgrader Tageszeitung "Politika" als Chef eines Netzes identifiziert, das mit kriminellen Aktivitäten unmittelbar vor Beginn des Kosovo-Krieges (1998-99) begonnen hatte und seitdem starken Einfluss auf die dortige Regierung ausübe. Der Bericht des Sonderberichterstatters des Europarates soll am Donnerstag veröffentlicht werden.

Serbischer Außenminister: "Keine politische Zukunft"

Der serbische Außenminister Vuk Jeremic sieht "keine politische Zukunft" für den derzeitigen kosovarischen Premier Hashim Thaci, nachdem dieser in einem Bericht des Europarates mit dem Organhandel in Albanien nach dem Kosovo-Krieg (1998-99) in Verbindung gebracht wurde. Jeremic äußerte sich am Mittwoch nach einem Gespräch mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow in Moskau.

Russland sei "sehr beunruhigt" wegen der Information über die mögliche Verwicklung der aktuellen kosovarischen Führung in Verbrechen gegen die Menschlichkeit, stellte der russische Außenminister fest. "Diese Information hat uns sehr beunruhigt", unterstrich Lawrow.

Das Belgrader nichtstaatliche Zentrum für Menschenrechte appellierte indes am Mittwoch an die kosovarischen und albanischen Behörden sowie die internationale Staatengemeinschaft, "umfangreiche Ermittlungen" über den vermeintlichen Organhandel vorzunehmen. (APA)