Geschichte, anders erzählt
Dass Naturwissenschafter, denen ein Apfel auf den Kopf fiel oder die Erkenntnis über die Goldmenge in einer Königskrone beim Baden kam, auch nur Menschen mit Bedürfnissen, Ängsten und Fehlern waren, wissen wir schon lange. Die Wissenschaftshistorikerin Patricia Fara hat diese Antihelden-Saga aufgeschrieben und Wert darauf gelegt, die Wissenschafter und ihre Entdeckungen immer im Kontext mit der Welt, wie sie ist und wie sie war, also mit Krieg, Politik, Macht, Geschäft und Intrigen, zu betrachten.
4000 Jahre Wissenschaft erzählt dabei auch davon, dass die europäische Sicht der Dinge nicht die einzig richtige sein muss. Wieso sonst steht die australische Weltkarte auf dem Kopf und rückt Europa an den Rand? Fara bemüht sich konsequenterweise auch darum, Frauen ins Zentrum der Wissenschaftsgeschichte zu rücken.
Die banale Erkenntnis: Über Geschichte schreiben ist eine sehr subjektive Angelegenheit. Nicht was man erzählt, sondern wie man es erzählt ist entscheidend. Im vorliegenden Fall gelingt das sehr unterhaltsam. (pi)
Patricia Fara, "4000 Jahre Wissenschaft", Heidelberg, Spektrum Akademischer Verlag, 448 Seiten, € 41,07