Wien - Franz Wohlfahrt spart nicht mit Lob für das neue Glücksspielgesetz in Österreich. Der Generaldirektor der Novomatic nennt es die größte Novelle seiner Branche seit Jahrzehnten, die Meilensteine gesetzt habe. Sein eigener Glücksspielkonzern bereite sich in Folge auf Investitionen von gut hundert Millionen Euro vor - in den kommenden drei bis fünf Jahren würden damit tausend zusätzliche Arbeitsplätze in Österreich geschaffen. Wohlfart gibt sich zuversichtlich, bei der Vergabe neuer Lizenzen für Spielbanken und Automaten zum Zug zu kommen. Eine Lex Novomatic, wie Kritiker die Reform immer wieder bezeichneten, sehe er nicht, meint der Jurist im Klub der Wirtschaftspublizisten: Man habe sich ja wie alle anderen auch an die Spielregeln zu halten.

Das neue Gesetz erlaubt künftig um ein vielfaches höhere Einsätze und Gewinne. Im Gegenzug gibt es strengere Zutrittskontrollen, limitierte Zahl an Automaten und Betreibern. Von letzteren dürfen nur noch drei pro Bundesland agieren. Bisher gebe es an die 400, die Hälfte verfüge über keine Bewilligung. Novomatic peile bei den Automaten einen Marktanteil von 60 Prozent an. Die Kriterien für die Vergabe sollen Mitte 2011 stehen. Insgesamt werden 15 Spielbank- und eine Pokercasinolizenz vergeben.

Verboten bleibt das sogenannte kleine Glücksspiel in Salzburg, Tirol und Vorarlberg - wobei in deren Hinterzimmern mehr als 4000 illegale Geräte stehen sollen. Die Oberösterreicher haben den Entwurf für die Legalisierung bereits beschlossen, die EU will die Regelung jedoch intensiver prüfen, wodurch sich das Gesetz verzögert.

In Österreich leiden geschätzt ein bis zwei Prozent der Erwachsenen an Spielsucht. Drei bis vier Prozent gelten als gefährdet. Bis zu 17.000 Spielsüchtige soll es allein in Wien geben. Sie haben im Schnitt 41.600 Euro an Schulden, jeder fünfte verlor den Job. Exaktere Studien fehlen, da sich dafür bisher kaum Geldgeber fanden.

Novomatic implementiere modernste Schutzmodelle, um exzessives Spielen zu verhindern, versichert Wohlfahrt. Suchtexperten sprechen von "pfiffigen Einfällen" der Industrie, die aber meist alle ziemlich wirkungslos blieben.

Novomatic rechnet heuer mit einem Rekordumsatz von mehr als 2,5 Milliarden Euro. Der Konzern mit Sitz in Niederösterreich zählt weltweit 16.200 Mitarbeiter. (vk, DER STANDARD, Printausgabe, 15.12.2010)