Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Archiv

Über die Jahre ist die Kritik an Nokia und im speziellen an der Smartphone-Strategie des Unternehmens immer weiter gewachsen, und mit ihr auch die Schar jener, die dem Unternehmen zu einem Strategiewechsel raten. Dass trotz in absoluten Zahlen weiterhin durchaus guter Verkäufe vor allem langfristig gesehen nicht alles im "grünen Bereich" ist, musste man zuletzt auch intern zur Kenntnis nehmen und setzte vor einigen Monaten den langjährigen Unternehmenschef Olli-Pekka Kallasvuo vor die Tür.

Kopflos

Ein Ende der Kritik hatte dies bislang allerdings noch nicht zur Folge, in einem aktuellen Kommentar findet der bekannte Tech-Blogger Robert Scoble nun recht deutliche Worte: "Nokia ist wie ein Huhn ohne Kopf". Ähnlich wie Blackberry-Hersteller Research in Motion übten sich die Manager des Unternehmens in vollkommener Realitätsverweigerung, so die Diagnose.

Ablauf

Scoble macht dieses Verdikt an einem Interview mit Marko Ahtisaari, immerhin Senior Vice President bei Nokia, fest, das vor einigen Tagen im Rahmen der LeWeb-Konferenz in Paris geführt wurde. So versuche Nokia offenbar ernsthaft die Auseinandersetzung mit Apple auf einen Konflikt Europa vs. USA zuzuspitzen. Bei jedem Hinweis auf die aktuellen weltweiten Erfolge von Apple und Google verweise man zudem stur darauf, dass man ohnehin noch wesentlich besser liege, um schließlich recht arrogant - und ohne konkrete Argumente - darauf zu verweisen, dass man ohnehin weiter den Smartphone-Markt dominieren werde. Später folge dann immer der gebetsmühlenartig wiederholte Hinweis, dass MeeGo die Welt retten werde, gepaart mit kleineren Scherzchen über Apple, die vielleicht amüsant sein mögen, aber keine Strategie darstellen.

Beobachtung

Dabei würde es schon reichen, einmal in den Reihen des eigenen Managements einen Realitätscheck zu machen, um festzustellen, wo man derzeit wirklich stehe. Scoble verweist dabei auf eigene Beobachtung, er bekomme regelmäßig Besuch von Nokia-Managern und jeder einzelne davon habe neben dem obligatorischen Nokia N8 auch noch ein Android- oder iOS-Gerät. Im privaten Gespräch behaupte dann auch kein einziger, dass das N8 ein gutes Smartphone sei.

Microsoft

Es sei zwar durchaus richtig, dass all diese "Early Adopters" kurzfristig noch keinen großen Einfluss auf den Erfolg von Nokia haben, langfristig zeigen diese aber den weiteren Weg vor, konstatiert Scoble. Zudem sollte man sich einmal die Situation bei Microsoft etwas näher ansehen, um zu realisieren, wie schwer es mittlerweile sei gegen Android und iOS anzukommen: Der Softwarehersteller habe mit Windows Phone 7 ein ziemlich gutes System geschaffen, das bislang aber trotzdem nur sehr durchschnittliche Absatzzahlen verzeichnen konnte. Dabei sei Microsoft Nokia in vielerlei Hinsicht wesentlich besser aufgestellt als Nokia, vor allem bei den Entwicklungstools könnten die Finnen nicht annähernd mithalten. (red, derStandard.at, 14.12.10)