Wiens Bürgermeister Michael Häupl, Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller und SPÖ-Bundesgeschäftsführer Günther Kräuter schließen die Wiedereinführung von Studiengebühren nicht mehr aus, betonen aber gleichzeitig, dass das Stipendiensystem ausgebaut werden müsse. Auch Experten sehen bei den Stipendien Änderungsbedarf: Jürgen Janger vom Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) ist für eine grundlegende Reform, berichtet das Ö1-Morgenjournal.

Anzeichen dafür sieht der WIFO-Experte in der hohen Rate der Berufstätigen unter den Studierenden: 60 Prozent der Studierenden arbeiten während des Semesters, 45 Prozent sogar 20 Stunden pro Woche. "Das ist doch ein Anzeichen, dass der Ausbau und die Dotierung der Stipendien im internationalen Vergleich noch zu verbessern wären", so Janger.

Kosten fürs Studium zurückzahlen

Im OECD-Vergleich sei Österreich jedenfalls unter den Ländern mit vergleichsweise wenig Studierenden und auch geringen Studienbeihilfen, so Janger. Besser wäre ein Darlehenssystem, schlägt der Wirtschaftsforscher vor: Das Studium ist für alle kostenlos, beginnt man nach dem Studium zu arbeiten und überschreitet eine gewisse Einkommensgrenze, zahlt man dem Staat die Kosten für das Studium teilweise und in Raten zurück. Das wäre sozial gerechter, meint Janger.

Stipendium abhängig von verschiedenen Kriterien

Derzeit ist es in Österreich so, dass man einige Voraussetzungen erfüllen muss, um ein Stipendium zu erhalten: Man muss aus Österreich sein, man darf die Mindeststudiendauer um nicht mehr als ein Semester überschreiten, und man muss sozial bedürftig sein. Wer sozial bedürftig ist, das wird allerdings nach einem komplizierten Schlüssel berechnet. Ausschlaggebend ist nicht nur das Einkommen der Eltern, sondern auch das des Studenten oder der Studentin, falls er oder sie nebenbei arbeitet, außerdem der Familienstand und die Größe der Familie.

Entscheidend für die Höhe einer Studienbeihilfe ist auch, ob der Student zu Hause bei den Eltern wohnen kann oder eine Wohnung näher bei der Universität braucht. 

190 Millionen Euro für Stipendien

Die maximale Höhe eines Stipendiums sind 680 Euro im Monat. Im vergangenen Studienjahr hat rund ein Fünftel der Studierenden ein Stipendium zuerkannt bekommen, knapp 190 Millionen Euro hat der Staat dafür ausgegeben. (red, derStandard.at, 14.12.2010)