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Eine unbestrittene Tatsache: Die Mammografie rettet Leben.

Foto: APA/Franka Bruns

Wien - Gesundheitsminister Alois Stöger will sobald wie möglich ein flächendeckendes Brustkrebs-Screening für die Risikogruppe der 50- bis 69-jährigen Frauen einführen. Das Budget und der Plan dafür stehen bereits, noch offen ist die Zertifizierung geeigneter Radiologen als Brustkrebszentren. Ist dieser Prozess abgeschlossen, soll ehest möglich, jedenfalls binnen zwölf Monaten, mit dem Verschicken persönlicher Einladungsbriefe an alle Kandidatinnen begonnen werden, kündigte der Minister am Montagabend vor Journalisten an. Die Schreiben gelten als ärztliche Überweisung und werden anhand des Melderegisters erstellt.

Jede Frau zwischen 50 und 69 Jahren soll alle zwei Jahre zur Mammografie gehen, so der nach EU-Vorgaben erstellte Früherkennungs-Plan. Eine Teilnahmerate von 70 Prozent wird angestrebt. Das derzeitige System - bisher haben in Österreich alle Frauen ab 40 die Möglichkeit zur freiwilligen Untersuchung - gilt als nicht treffsicher. Die Teilnahme wird nicht mittels Einladungen gesteuert, sondern erfolgt nach Überweisung durch einen Mediziner. Die Risikozielgruppe, Migrantinnen und sozial schlechter gestellte Frauen gehen zu selten zur Früherkennung, jüngere Frauen nehmen sie zu oft in Anspruch, kritisierte Ingrid Reischl, Obfrau der Wiener Gebietskrankenkassen (WGKK). Dabei liege das Risiko unter 50 Jahren an Brustkrebs zu erkranken bei zwei Prozent. Laut Zahlen der WGKK machen in der Bundeshauptstadt 37 Prozent der 50- bis 69-Jährigen alle zwei Jahre eine Mammografie, 17 Prozent tun dies jährlich und 19 Prozent einmal in fünf Jahren.

Budget steht mit 45 Millionen pro Jahr

45 Millionen Euro wollen die Sozialversicherungen und das Gesundheitsministerium jährlich für das neue Screening zur Verfügung stellen. "Wir gehen davon aus, dass das reicht und wenn sich mehr Frauen melden, werden wir auch das Geld dafür aufbringen", betonte Stöger. "Es ist eine der wichtigsten gesundheitspolitischen Vorsorgemaßnahmen. Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Wir haben jährlich 4.500 Neuerkrankungen." Ein Drittel der Frauen mit dieser Diagnose sterbe.

"Je früher man Brustkrebs diagnostiziert, desto größer sind die Heilungschancen und die Chancen für eine minimal invasive Therapie", ergänzte Reischl. Laut Untersuchungen aus Deutschland werden kleine Tumore dank Screening-Programmen häufiger entdeckt - bei Geschwülsten kleiner als zehn Millimeter seien es 30 statt nur 14 Prozent. In den Niederlanden habe die Sterblichkeit bei den 55- bis 74-Jährigen 15 Jahre nach der Einführung um 25,5 Prozent abgenommen.

Zertifizierung der Radiologen noch ausständig

Noch offen ist, wie viele und welche Radiologen in Österreich für das Programm zertifiziert werden und wer die Prüfung der Einrichtungen vornimmt. Laut Stöger soll es in jedem Bundesland mindestens ein qualifiziertes Zentrum geben, in größeren Bundesländern mehrere. Eine Gesamtzahl von 30 wäre zu hochgegriffen, gab sich der Gesundheitsminister vage.

Was Vereinigungen - wie zum Beispiel die Röntgengesellschaft - bis jetzt punkto Qualität vorgeben, gilt dann jedenfalls nicht mehr. Pro Patientin muss künftig von zwei Ärzten ein Doppelbefund erstellt werden, sind sich beide nicht einig, entscheidet ein dritter. Schulungen sind vorgesehen, ein Radiologe muss mindestens 5.000 Mammografien pro Jahr vorweisen, die Apparate müssen nach genauen EU-Vorgaben eingestellt werden und über eine spezielle Software verfügen. "Es gibt einige Geräte in Österreich, die veraltet sind", kritisierte Sozialmedizinerin Eva Rasky von der Medizinischen Universität Graz. Derzeit seien neun von zehn Fällen falscher Alarm.

Neben der mangelnden Erfahrung der Radiologen habe dies auch mit dem Alter der Frauen zu tun. Bei Jüngeren sei die Treffsicherheit nicht so gut und es gebe mehr falsche, auf Krebs positive Befunde, erklärte Rasky. Kritik ortete die Medizinerin auch bei Brustkrebs-Operationen in Spitälern, die zur Hälfte in Einrichtungen durchgeführt würden, die zu wenig Erfahrung aufwiesen. Rasky: Diese tendieren zu radikaleren Eingriffen als erfahrene Institutionen. (APA)