Korrespondenz zwischen Vater und Tochter: Eine ironische Selbstbeschreibung von Martin Walser trifft auf ...

Foto: Stifterhaus

... dessen Porträt durch Tochter Alissa.

Foto: Stifterhaus

Linz - Nachdem es dreieinhalb Jahrzehnte Druckgrafiken mit dem Fokus "Informel" zusammengetragen hatte, strebte das Karlsruher Sammlerpaar Brigitte und Gerhard Hartmann eine Erweiterung an. Doch es suchte nicht nur nach einem neuen Feld, man bestellte es auch gleich selbst.

Die Saat, die man 1996 streute, sollte als Unikat aufgehen: Schriftsteller wurden um Autografen gebeten, Künstler darum, diese mit Zeichnungen zu ergänzen. So entstanden Dialoge zwischen Schrift und Grafik, gedichtete Bilder. Mittlerweile sind Beiträge von mehr als 100 Kunstschaffenden entstanden, die Sammlung gedichtet/gezeichnet umfasst zirka 1200 Einzelblätter, die von den Hartmanns meist auf A1-Bögen in Szene gesetzt werden.

Das Linzer Stifterhaus zeigt derzeit eine Auswahl von 25 Dialogen, darunter Juwelen wie Friederike Mayröckers Fotobeschreibung EJ [Ernst Jandl] und ich im Café Hawelka, die Wolfgang Stifter grafisch verstärkt. In feiner Ironie übt sich Martin Walser in einer Selbstbeschreibung, die Tochter Alissa mit einem witzigen Porträt kommentiert. Neben ebenbürtigen Dialogen finden sich auch Grafiken, die illustrierend wirken oder Texte perspektivisch aufgreifen, wie Michaela Spiegels verwunschenes Bild zu Eva Menasses Kurzgeschichte über ein "Hotel Angst ". Die ästhetische Symbiose aus Handschrift und Zeichnung spielt vor allem bei den Paarungen Reiner Kunze / Jürgen Brodwolf und Yoko Tawada / Setsuko Ikai eine Rolle.

Insgesamt beeindruckt die Vielzahl an Spielarten zwischen Text und Bild, aus denen auch etwas Drittes entstehen kann, etwa dann, wenn Meike Staats das Inventar aus Arno Geigers Texten mit Modellen skizziert und so Gedankenräume möbliert. (Wolfgang Schmutz, DER STANDARD - Printausgabe, 14. Dezember 2010)