Der Verzicht auf Alkohol kann einer Gastritis nicht vorbeugen, hilft aber dabei, sie nicht zu verschlimmern.

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Wer nach einer Nacht voll Alkoholgenuss oder nach einem ausgiebigen Essgelage mit starken Magenschmerzen aufwacht und glaubt, es mit akuter Gastritis zu tun zu haben, liegt meist falsch. Denn die typischen Gastritisschmerzen im Oberbauch, Übelkeit, Blähungen oder Appetitlosigkeit, haben meist ganz andere Ursachen. 

Galle, Keime und Medikamente

Ein bekannter Übeltäter ist das Nobelpreis-berühmte Bakterium Helicobacter pylori, das die Entzündung der Magenschleimhaut auslöst. "In Österreich ist dieser Typ (Typ B, Anm.) mit einem Drittel der Fälle aber nicht die häufigste Form der Gastritis", weiß der Gastroenterologe Michael Häfner von der Internen Abteilung am Krankenhaus St. Elisabeth in Wien. Helicobacter fühlt sich dort wohl, wo die Wasserqualität schlecht ist, daher ist die Zahl der keimbedingten Gastritisfälle in unseren Breiten seit der Nachkriegszeit zurückgegangen. In Asien hingegen ist der Keim häufiger Auslöser der Entzündung im Magen.

Die Gastritis Typ C ist in Österreich wohl die häufigste. Schmerzmittel, vor allem nicht-steriodiale Antirheumatika und Aspirin, setzen als Nebenwirkung der Magenschleimhaut zu. Auch Galle, die aus dem Zwölffingerdarm in den Magen zurückrinnt, macht sehr häufig ähnliche Beschwerden. Zu den Beschwerden beim Typ C tragen auch psychosomatische Faktoren bei: "Stress schlägt nicht nur sprichwörtlich auf den Magen, sondern kann die Beschwerden verstärken", so der Experte. Die seltenste Form ist die Autoimmungastritis (Typ A, Anm.), wo es zur Bildung von Antikörpern gegen körpereigene Zellen und in weiterer Folge zu einer entzündlichen Reaktion kommt.

Verwechslungsgefahr

"Typisch für Gastritis sind Magenschmerzen unter dem Brustbein", so Häfner. Aufgrund der unspezifischen Symptomatik besteht aber Verwechslungsgefahr mit anderen Erkrankungen wie Speiseröhrenentzündung (Reflux, Anm.) , Gallenkoliken und im schlimmsten Fall Herzinfarkt. Das Diagnoseverfahren der Wahl ist die Magenspiegelung. 

Komplikationsgefahr

Die gute Nachricht: "An einer Gastritis allein stirbt man nicht. Lebensbedrohlich wird sie erst dann, wenn Komplikationen auftreten", erklärt Häfner und meint damit Magengeschwüre oder Blutungen. Generell erhöhen manche Gastritisformen das Karzinom-Risiko, es sei aber regional sehr unterschiedlich. "Bei uns ist das Magenkarzinom sehr selten im Vergleich zu anderen Regionen wie Asien", so der Mediziner. Am wenigsten Komplikationen verursache das Zurückfließen der Galle.

Unabhängige Risikofaktoren

"Besonders bei älteren Menschen mit Magenproblemen darf die Gabe von Aspirin nicht auf die leichte Schulter genommen werden", warnt Häfner. Dieses und andere Medikamente können Magengeschwüre erzeugen und auch heftige Blutungen - schlimmstenfalls einen Magendurchbruch. "Daher sollte man bei älteren Schmerzpatienten überprüfen ob nicht auch ein Helicobacter vorhanden ist", so der Mediziner. Denn das alles seien unabhängige Risikofaktoren für ein Zwölffingerdarm- oder Magengeschwür. Die Blutung eines Geschwürs kann auch tödlich enden.

Das Tückische: ein Magengeschwür kann zwar sehr schmerzhaft sein, muss aber nicht unbedingt. "Ein typischer Schmerz für das Zwölffingerdarmgeschwür ist der so genannte Nüchternschmerz, wenn man nichts gegessen hat", so Häfner. Typisch für Magengeschwüre sei, dass der Schmerz beim Essen schlimmer wird. Verdächtig ist auch schwarzer Stuhl - ein Hinweis auf eine Blutung. 

Therapieoptionen

Eine Helicobacter-Gastritis wird mit einer Kombination aus Säurehemmer und zwei Antibiotika behandelt und ist heilbar: ist der Keim weg, ist die Gastritis weg. Anders beim Typ C: "Bei der C-Gastritis hängt es davon ab, ob der Patient Schmerzmittel schlucken muss, dann bekommt er auch einen Protonenpumpenhemmer. Ist das Zurückfließen von Galle die Ursache, ist es sinnvoller ein Medikament zu geben, das die Peristaltik antreibt", erklärt Häfner. Danach stelle man auf eine Bedarfstherapie um, weil diese Art der Gastritis nicht heilbar ist - daher behandle man symptomatisch. 

Vorbeugung 

Keine guten Karten hat, wer sich vornimmt einer Gastritis vorzubeugen: Helicobacter trägt man meist schon seit der Kindheit mit sich, Medikamente lassen sich nicht immer vermeiden und gegen die Galle gibt es auch kein Rezept. Der einzige Beitrag ist der Verzicht auf Alkoholexzesse und die Vermeidung von Stress um die Gastritis nicht noch zu verschlimmern. (Marietta Türk, derStandard.at, 5.1.2011)