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Mitarbeiter des AUA-Bodenpersonals demonstrierten am Montag Vormittag am Flughafen Wien-Schwechat.

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Wien - Die Boden-Mitarbeiter der Austrian Airlines sind streikbereit. Zur formalen Ermächtigung für einen Streik gibt es jetzt eine Urabstimmung bis Anfang Jänner. Eine entsprechende Resolution wurde in einer Betriebsversammlung der technisch-kaufmännischen Mitarbeiter am Montag in Schwechat angenommen.

Streik nach den Feiertagen möglich

Im Jänner könnte der Arbeitskampf dann in tatsächliche Arbeitsniederlegungen münden. Zu den Feiertagen wurden diese ausgeschlossen, denn unter den Kampfmaßnahmen sollten laut Betriebsrat nicht jene Familien leiden, die sich mühsam einen Weihnachtsurlaub abgespart hätten oder Menschen, die weit weg lebten und zu den Feiertagen heim wollten. "Aber nach Wiederbeginn des Geschäftsverkehrs ist alles möglich", sagte Boden-Betriebsratschef Alfred Junghans.

Die Gewerkschaft fordert von der AUA eine Inflationsabgeltung für alle Boden-Mitarbeiter von etwa zwei Prozent. Das würde laut AUA-Rechnung rund zweieinhalb Millionen Euro kosten. Der AUA-Vorstand will das nur für die niedrigeren Einkommensklassen zugestehen und hat seine Angebote zuletzt mehrfach geändert. Die Gewerkschaft hat die KV-Runde letzte Woche daraufhin empört abgebrochen.

Der traditionellen "November-Runde" des Bodenpersonals folgt jeweils im Frühjahr die Tarifrunde für das - besser verdienende - fliegende Personal. Das Bord-Personal hat einen Teuerungsausgleich allerdings im Kollektivvertrag stehen.

"Eindeutige Stimmung"

GPA-Vizechef Karl Proyer berichtete am Montag Nachmittag, dass der Streikbeschluss ohne Gegenstimme gefasst worden sei. Samt der begleitenden Kundgebungen am Flughafengelände haben sich laut Gewerkschaft heute rund tausend Mitarbeiter beteiligt, die Stimmung sei eindeutig. "Die Beschäftigten spüren, dass da eine Ungerechtigkeit passiert." Es könne nicht sein, dass es für Einkommensbezieher um 5.000 oder 8.000 Euro (Bord-Belegschaft, Anm.) automatischen Inflationsausgleich gebe und für die Bodenbelegschaft nicht. Der Großteil der Boden-Beschäftigten verdient weniger als 2.500 Euro brutto.

Der AUA-Vorstand pocht darauf, dass für einen Teil der Boden-Beschäftigten der aktuelle Kollektivvertrag bis 2012 gilt, was für 2011 für ein Drittel der Boden-Mitarbeiter eine Nulllohnrunde bedeutete, und verweist zudem auf Biennalsprünge - also zweijährige Vorrückungen um jeweils fünf Prozent, die ohnedies eine 2,5-prozentige jährliche Lohnerhöhung bedeuteten, wie Vorstand Peter Malanik sagte. Er erwartet, dass die Arbeitnehmervertretung an den Verhandlungstisch zurückkehrt. Einen vollen Teuerungsausgleich für alle werde es nicht spielen, so Malanik am Montag.

Scharfe Kritik an Mayrhuber

Die AUA-Bodenbeschäftigten vermissen beim eigenen Vorstand und bei der Lufthansa allerdings Handschlagqualität. "Die ablehnenden Mitteilungen und Kommentierungen des Vorstandes der Lufthansa zu unseren wohlmeinenden Sanierungsbeträgen über die Presse finden wir wenig wertschätzend und im Sinne unserer Vereinbarungen fragwürdig. Wir verurteilen diese Vorgangsweise auf das Schärfste", heißt es in einer heute verabschiedeten Resolution. Gemeint waren damit die Aussagen des scheidenden Lufthansa-Chefs Wolfgang Mayrhuber von letzter Woche. Mayrhuber sagte, er habe kein Verständnis für die Forderung der 2.600 AUA-Bodenmitarbeiter nach einer Inflationsabgeltung. "Die müssen erst einmal Geld verdienen. Die Lufthansa hatte in den letzten beiden Jahren eine Nulllohnrunde, obwohl die Airline positiv war", so der Manager.

Die Beschäftigten haben den Betriebsrat per heutiger Resolution zunächst mit der Fortsetzung der KV-Verhandlungen "zwecks Verbesserung des heute abermals berichteten Arbeitgeberangebotes vom 9. Dezember 2010" betraut. "Bei weiterer Nichteinigung soll das in der letzten Betriebsversammlung vom 7. Dezember 2010 gewählte Aktions- und Streikkomitee sowie die Gewerkschaften GPA-djp und Vida eine Urabstimmung über die Abhaltung eines Streiks vorbereiten und bis spätestens 5. Jänner 2011 durchführen", heißt es darin weiter.

Urabstimmung ab 23. Dezember

Proyer sagte, man wolle mit dem Streikbeschluss "Druck machen auf einen vernünftigen Abschluss". Ziel sei es nicht, "dass jetzt die vielen Menschen über die Feiertage um ihren Städteflug gebracht werden, den sie sich mühsam angespart haben. Das soll die Richtigen treffen und nicht die Falschen." Insofern sei das "kein Beitrag zum Weihnachtsfrieden, sondern eine Frage unserer Verantwortung gegenüber den arbeitenden Menschen in dem Land."

Die Urabstimmung wird am 23. Dezember beginnen, über die Feiertage gibt es dafür sechs Tage Zeit. Am 5. Jänner erfolgt die Auszählung. Im Falle der mehrheitlichen Zustimmung zur Arbeitsniederlegung soll es am 10. Jänner 2011 neuerlich eine Betriebsversammlung zur Causa Streik geben. Alle AUA- und Lufthansa-Beschäftigten wurden aufgerufen, den Arbeitskampf der Kollegen vom Boden zu unterstützen.

Malanik verbittert: "Habe mich weit rausgelehnt"

AUA-Vorstand Malanik will Prämien für alle Mitarbeiter anbieten, sobald die AUA wieder aus den Verlusten sei - das ist unterm Strich für 2012 geplant. Jetzt findet er es zunächst einmal unverständlich, dass wegen einer "normalen KV-Auseinandersetzung" mit so scharfen Kanonen geschossen wird. "Es geht da nicht um Kopf und Kragen, nicht um Jobabbau oder Auslagerungen."

Malanik zeigte sich heute tief enttäuscht, dass die technischen Mitarbeiter jetzt zu derartigen Mitteln griffen. "Wir wollen, dass Technik und Wartung weiter bei uns bleibt. Ich habe mich da extrem weit rausgelehnt, gegen die Meinung bei uns im Haus und auch gegen die Meinung bei der Lufthansa", sagte er am Montag. Er hofft, dass es nicht zu einem Streik kommt, sondern Betriebsrat und Gewerkschaft zum Verhandlungstisch zurückkehren. Insbesondere in Boden-Betriebsratschef Junghans setzt er starke Hoffnung: "Ich glaube nicht, dass Junghans das Unternehmen schädigen will."

Nach dem jahrelangen massiven Personalabbau - der in einigen Bereichen noch nicht finalisiert ist - beginnt die AUA mit Zunahme des Passagiervolumens wieder mit Einstellungen. In den nächsten Wochen sollen rund 30 frisch ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Schalter ihren Dienst antreten.

Englischsprachige Flugblätter

An der Betriebsversammlung am Montag haben nach AUA-Zählung mehr als 400 Beschäftigte teilgenommen. Die Versammlung wurde am Vormittag in einer Veranstaltungshalle in Schwechat fortgesetzt. Nach 10.30 Uhr waren vorangegangene Verspätungen bei Abfertigungen wieder aufgeholt. Zuvor waren Abordnungen von Gewerkschaft und Technikmitarbeitern durchs Betriebsgelände und die An- und Abflughalle gezogen, mit Trillerpfeifen und Flugblättern.

In englischsprachigen Flugblättern an die Passagiere hat die Gewerkschaft (gpa) die Proteste erläutert. In der Belegschaft habe es schon harte Schnitte gegeben, die verbliebenen Mitarbeiter seien von einem 5-prozentigen Gehaltsverzicht betroffen und lieferten so einen weiteren Beitrag zur Sanierung, und dennoch versage ihnen der Vorstand eine faire Gehaltsanhebung. Für Verspätungen, Wartezeiten und andere Beeinträchtigungen am Airport sei der Vorstand verantwortlich zu machen, so die gpa. (APA/red)