Kopenhagen - Die Polizei in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen hat bei einer Großaktion gegen eine Notunterkunft im Stadtzentrum 69 ausländische Obdachlose festgenommen und ein Teil von ihnen sofort abgeschoben. In der Nacht auf Mittwoch schlug die Polizei nach einem Hinweis über illegale Einwanderer unter den rund 100 in der Herberge "En Varm Seng" (Ein warmes Bett) übernachtenden Obdachlosen zu.

Die Nationalität der Festgenommenen wurde nicht bekanntgegeben, ebenso wenig wie jene der bereits außer Landes Gebrachten. Medienberichten zufolge handelte es sich bei den Festgenommenen offenbar großteils um osteuropäische Roma und Afrikaner.

16 Personen sofort abgeschoben

Im Laufe des Mittwochs schloss die Polizei knapp die Hälfte der Fälle ab. Der Nachrichtenagentur Ritzau zufolge wurden 16 Personen  sofort außer Landes gebracht, weil sie sich illegal in Dänemark aufhielten. Fünf Personen müssen vor den Richter, weil ihnen Gesetzesbrüche wie Diebstahl und Drogendelikte vorgeworfen werden. Sechs Personen suchten um Asyl in Dänemark an.

Betroffene wurden vorinformiert

Die restlichen Festgenommenen sollen im Lauf des Donnerstags einvernommen werden; über ihr weiteres Schicksal soll möglichst rasch entschieden werden. Die Razzia ging der laut Leiterin der Schlafstelle, April Chris, rücksichtsvoll und "angenehm" vonstatten. Man habe die Betroffenen vorinformieren und beruhigen können. Auch die Polizei sprach von einer ruhigen Aktion. Einige der Obdachlosen waren zum Zeitpunkt ihrer Festnahme krank, andere leiden unter Behinderungen.

Kritik an Aufnahmepraxis der Herbergsleitung

Vor einer Woche hatte Sozialministerin Benedikte Kjaer das Notquartier besucht und anschließend harsche Kritik an der ihrer Meinung nach zu großzügigen Aufnahmepraxis der Herbergsleitung geübt. Die Ministerin behauptete unter anderem, dass kriminelle Banden aus Osteuropa die Obdachlosen-Einrichtung als Zentrale missbrauchten. Sie lieferte sich mit Herbergsleiterin Chris in der Folge ein heftiges TV-Duell. (APA)