Graz - Das Grazer Künstlerduo G.R.A.M., das sich zuletzt stark mit "Reenactments", dem Nachstellen sensationeller Bilder und Aktionen, beschäftigt hat, wird mit dem biennal vergebenen Grazer Kunstpreis 2010 ausgezeichnet. Der mit 14.500 Euro dotierte Preis wird am kommenden Dienstag (14.12.) verliehen.

Mit der Serie "Paparazzi" (1996-2008), für die richtige Stars und normale Menschen in Paparazzi-Manier fotografiert wurden, hat das Duo Martin Behr und Günther Holler-Schuster ihr Spiel mit vorgeblichen Sensationen, Voyeurismus und Täuschung begonnen. Zuletzt hat sich G.R.A.M. auch mit den Wiener Aktionisten, etwa Rudolf Schwarzkogler, auseinandergesetzt. Ein eben fertiggestellter Film setzt eine nie aufgeführte Aktion des Autors Wolfgang Bauer beim "Zock-Festival" in Wien 1967 in Szene, "eine nachträgliche Uraufführung", wie Martin Behr sagt: "Wolfgang Bauer und Gunter Falk als sein Knecht Günther tun so, als ob sie in Istanbul einen Joint rauchen würden und rauchen in Wahrheit wirklich einen." Für 2011 ist eines zusammenfassende Dokumentation über die Reenactments 1998-2010 unter dem Arbeitstitel "Nach Motiven von..." geplant.

Die Begründung

In der Begründung der Grazer Kunstpreis-Jury heißt es: "G.R.A.M. waren in dieser Form des Reenactment international, jedenfalls aber österreichweit die Ersten, die sich so früh und intensiv dieses Themenkreises angenommen haben. Man hat sehr früh Fragen formuliert, die heute selbstverständlich und vermehrt gestellt werden. Letztlich ist es ein Beitrag zur allgemeinen Bildkritik, der in der Theorie im Visual und im Pictoral Turn formuliert wurde und den G.R.A.M. mit ihrer langjährigen Praxis leisten."

Gegründet wurde G.R.A.M. 1987 von Günther Holler-Schuster, Ronald Walter, Armin Ranner und Martin Behr in Graz. Seit 1990 trat das Künstlerkollektiv mit Gemeinschaftsarbeiten, in denen es sich unterschiedlichster Medien (u.a. Fotografie, Malerei, Grafik, Installationen, Film, Video) bediente, an die Öffentlichkeit. Seit etwa zehn Jahren wird G.R.A.M. von Behr und Holler-Schuster repräsentiert. (APA)