Dortmund - Rückenschmerzen gehören zu den großen Problemen im Bereich der Alten- und Krankenpflege. In Krankenhäusern und Kliniken liegen die Krankenstandszahlen über dem Durchschnitt. Verantwortlich sind in erster Linie Muskel- und Skelett-Erkrankungen. Prävention ist daher zwingend notwendig. Deshalb entwickelte 1995 eine multidisziplinäre Arbeitsgruppe im Auftrag des BUK (Bundesverband der Unfallkassen) das Ergonomie basierte Programm "Rückengerechter Patiententransfer in der Kranken- und Altenpflege". Das Pflegekonzept wurde unter wissenschaftlicher Begleitung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) evaluiert. Der nun vorliegende Abschlussbericht zeigt, dass Teilnehmer des Präventionsprogramms weniger Rückenbeschwerden haben als Pflegekräfte ohne präventive Kenntnisse.

Wie viele Pflegekräfte die Ergonomie-Empfehlungen wie gut umsetzen, hängt vor allem von den betrieblichen Rahmenbedingungen ab. Besonders erfolgreich kann das Programm dann umgesetzt werden, wenn das Präventionsprogramm in den Arbeitsalltag des gesamten Teams integriert wird, hauseigene Experten ausgebildet werden und die Anwendung begleiten und betriebliche Leistungsfunktionsträger das Programm unterstützen. Bei maximaler Anwendungshäufigkeit aller Prinzipien des Rückengerechten Patienten-Transfers, Praxisbegleitung und Wiederauffrischung des Gelernten kann die Häufigkeit der Rückenbeschwerden um 20-25 Prozent gesenkt werden. Zudem gaben bei maximaler Anwendungshäufigkeit 67 Prozent der Befragten eine verbesserte Rückenbefindlichkeit an, 63 Prozent empfanden die Arbeitsbelastung insgesamt als geringer. Das Ausmaß der Belastungsminderung hängt von der biomechanisch und ergonomisch „fehlerfreien" Umsetzung der Prinzipien ab.

Steigendes Gesundheitsbewusstsein

Frühere Ergebnisse belegten bereits, dass sich durch das Präventionsprogramm nicht nur die Rückengesundheit verbessert, sondern auch das Gesundheitsbewusstsein, die Arbeitsorganisation und die Zusammenarbeit im Team.

Der Abschlussbericht kommt außerdem zu dem Schluss, dass sich das Präventionsprogramm auch finanziell lohnt. Eine Analyse von Krankenkassendaten für eine der untersuchten Einrichtungen gibt Hinweise auf einen Rückgang des Anteils von Arbeitsunfähigkeitsdiagnosen aufgrund von Muskel- und Skelett-Erkrankungen in den ersten drei Jahren seit Beginn der Intervention um etwa 30 Prozent.

Die Autoren schließen daraus, dass das Präventionsprogramm "Rückengerechter Patiententransfer in der Kranken- und Altenpflege" geeignet ist, um körperliche Belastung und Lendenwirbelsäulenbeschwerden von Pflegenden zu reduzieren. (red)