Die SPÖ pocht nach den desaströsen Pisa-Ergebnissen auf die gemeinsame Schule. Bundeskanzler Werner Faymann will die Bildungsreform schon 2011 umsetzen. Neben der Verstärkung von Kinderbetreuung und Vorschule sowie dem Ausbau der Ganztagesschule pocht der Bundeskanzler auch auf eine Früheinführung der gemeinsamen Schule. Den Koalitionspartner ÖVP will er dabei mit Argumenten überzeugen. Bildungsministerin Claudia Schmied präsentierte, nachdem sie die Ergebnisse "niederschmetternd" genannt hatte, ein Zehn-Punkte-Programm, das auf der Homepage des Bildungsministeriums nachzulesen ist. Schmied kündigte an, die Punkte noch in dieser Legislaturperiode umsetzen zu wollen. Es gelte jetzt zu handeln und nicht wieder eine neue "Kommission" oder einen "Weisenrat einzuberufen, so die Unterrichtsministerin. Hier die Punkte im Detail:
1. Sprachförderung bereits ab dem Kindergarten
Deutsch muss als Unterrichtssprache von allen Kindern gut beherrscht werden. Guter Schulstart für alle Kinder, besonders auch für jene mit Migrationshintergrund.
Umsetzung erfolgt: verpflichtendes Kindergartenjahr ab dem 5. Lebensjahr. Gesetzlich fixierte Deutschförderung in den Pflichtschulen und AHS-Unterstufe
2. Kleinere Klassen und Individualisierung im Unterricht
Umsetzung erfolgt: seit dem Schuljahr 2010/11 in den Pflichtschulen, der Polytechnischen Schule und der AHS-Unterstufe (durchgängig, alle Jahrgänge)
3. Zusätzliche Offensivmittel für städtische Schulen notwendig
Ziel: verpflichtender Deutschunterricht in den Volksschulen, Hauptschulen, Polytechnischen Schulen und Berufsbildenden mittleren Schulen über die existierende Deutschförderung hinaus
4. Ausbau der Neuen Mittelschule mit zwei LehrerInnen in Deutsch, Mathematik und Englisch
Umsetzung: seit 2010/11 an 320 Standorten in ganz Österreich; jede sechste Schule der Sekundarstufe I in Österreich ist eine Neue Mittelschule.
Ziel: gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen in ganz Österreich, Aufhebung der 10%-Grenze und ausreichende Budgetierung
5. Ausbau der ganztägigen Schulangebote mit verstärkter Förderung
Umsetzung: derzeit 25% der Standorte (i. R. der Schulpflicht) mit ganztägigem, standortspezifischem Angebot
Ziel: bis 2015 50% der Standorte in Kooperation mit den Schulerhaltern. 320 Mio € Offensivmittel dafür im Mittelfristbudget vorgesehen. Vorbereitung mit Schulerhaltern und Schulpartnern im Laufen. Ausweitung ab 2011/12
6. Investition in die LehrerInnenbildung und -fortbildung
Umsetzung: in dieser Legislaturperiode gemeinsam mit Ministerin Beatrix Karl; Vorbereitungsgruppe unter Leitung von Andreas Schnider; derzeit Stakeholderkonferenzen mit rd. 400 TeilnehmerInnen in Wien, Linz, Graz, Innsbruck
7. Einsatz der Bildungsstandards mit begleitender Feed-back-Kultur in der 4. und 8. Schulstufe zur Überprüfung der Grundkompetenzen (Schule als lernende Organisation)
Umsetzung: gesetzliche Basis geschaffen; ab 2012 Standardüberprüfung an allen österreichischen Schulen, Etablierung der Feed-back-Kultur, Zusammenspiel SchülerInnen - LehrerInnen - DirektorInnen - Schulaufsicht - Pädagogische Hochschulen
8. Weiterentwicklung der österreichweiten Schulaufsicht in Richtung Qualitätsmanagement
Umsetzung: Gesetzesnovelle in Vorbereitung; Einsetzung ab 2012 in Kooperation mit Schulaufsicht und Schulpartnern
9. Gezielte Unterstützung für die LehrerInnen, schulinterne LehrerInnenfortbildung, Einführung eines neuen, attraktiven Dienst- und Besoldungsrechts
Umsetzung: Vorbereitung mit den VertreterInnen der Lehrergewerkschaft (2010), interne Arbeitsgruppen mit ExpertInnen und BKA (2010), Verhandlungsbeginn 2011 mit BKA, BMF, BMUKK, Gewerkschaft
Ziel: attraktive Arbeitsbedingungen, Aufwertung des Lehrberufs, Verankerung von Unterstützungssystemen, mehr Eigenverantwortung am Standort (Entscheidungsspielräume), bessere Arbeitsbedingungen
10. Gesprächskultur mit den Schulpartnern und Bildungsverantwortlichen
Umsetzung: Dialogreise „Netzwerke im Dialog mit der Ministerin" im Jänner/Februar 2010 durch alle Bundesländer mit über 1.065 Teilnehmenden; österreichweite Veranstaltungsreihe „Pädagogische Hochschulen als Kompetenzzentren für die Schulentwicklung" im Herbst 2010 mit 564 Teilnehmenden; Stakeholderkonferenzen zur „LehrerInnenbildung NEU" gemeinsam mit Ministerin Beatrix Karl im November/Dezember 2010 in Linz, Wien, Graz, Innsbruck mit 400 Teilnehmenden sowie themenbezogene Termine mit Schulpartnern, Sozialpartnern etc. (red, derStandard.at, 7.12.2010)