Bevor das Geld zurück an die Finanzstadträtin geht, sprechen es rote und grüne Kulturpolitiker lieber dem Eigentümer der Sofiensäle zu.

Foto: Christian Fischer

Wien - Seit neun Jahren gammeln die Überreste der Sofiensäle schon vor sich hin, ab 2011 soll die Brandruine im 3. Bezirk zu einem neuen Wohnhaus mit angeschlossener Kulturstätte umgebaut werden. Gekauft hat das 12.000 Quadratmeter große Grundstück die Ifa Finanzgruppe - eine Tochterfirma des bekannten Kärntner Bauclans Soravia.

In die neue "Sofie", die 2013 fertig sein soll, investieren aber nicht nur die Brüder Hanno und Erwin Soravia, die an einer Reihe von Nobel-Hotels in Wien beteiligt sind, sondern auch die Kulturabteilung der Stadt Wien. SP und Grüne bewilligten am Montag gemeinsam einen Förderantrag der Ifa über zwei Millionen Euro für die "denkmalschützerische Revitalisierung" der Sofiensäle - bei der es hauptsächlich um die Restaurierung von Innenhof und Außenfassade geht. Insider bezweifeln, dass eine solche Förderung notwendig ist. Handle es sich doch um ein derart wertvolles Grundstück, dass es kein Problem sein könne, einen Bauträger zu finden, der dies selbst bezahle.

"Die Erhaltung der Sofiensäle ist von öffentlichem Interesse", sagt Renate Rapf, Sprecherin von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SP), "und die Stadt übernimmt ja nur einenTeil der Gesamtkosten." Man sei dem Bauträger sehr dankbar, dass er Geld in die Hand nehme - schließlich seien der Saal und das Kaffeehaus ja auch öffentlich zugänglich.

Den neuen Koalitionspartner überzeugte der rote Stadtrat freilich mit einem anderen Argument. "Wir haben uns anfangs natürlich auch gefragt, ob die Förderung wirklich notwendig ist" , sagt das grüne Kulturausschuss-Mitglied Klaus Werner-Lobo.

Grüne Partizipation

Mailath-Pokorny habe die Grünen dann allerdings darauf hingewiesen, dass für das Jahr 2010 noch vier Millionen Euro für solche Projekte im Kultur-Topf seien. "Die wären mit Ende des Jahres zurück an die Finanzstadträtin gegangen." Da sei die Förderung der Sofiensäle dann doch sinnvoller erschienen. Man wolle sich aber ganz genau anschauen, inwieweit der Bauträger den kulturellen Auftrag, an den die Förderung gebunden ist, auch tatsächlich umsetze, sagt Werner-Lobo: "Wir werden auf jeden Fall das Gespräch mit dem Bauträger suchen - sowohl, was ökologische Fragen bei der Sanierung betrifft, als auch den partizipatorischen Ansatz bei den Kulturprojekten." (Martina Stemmer/DER STANDARD-Printausgabe, 07.12.2010)