Der aktuelle Stand der GNOME Shell-Entwicklung, die Änderungen gegenüber früheren Versionen sind vor allem am abgebildeten Activities-Overlay sichtbar. Dieses wird über den Knopf links oben oder über das Drücken auf die Super/Windows-Taste eingeblendet.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Eine wichtige Rolle spielt die Suchfunktion, auch wenn derzeit unklar ist, welche Pläne man hier noch für GNOME 3.0 realisiert. So gibt es etwa Pläne das Zeitgeist-Framework zu integrieren, um aktuell Dokument nach dem Datum ihrer letzten Bearbeitung aufzuarbeiten, auch die Desktop-Suche Tracker könnte noch eingebunden werden.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Ein Mockup der aktuellen Pläne für das Workspace-Mangement, die offenen Desktops werden beim Ziehen eines Anwendungs-Icons oder eines Fensters automatisch rechts eingeblendet.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Die Umbauten am Nautilus zeichnen sich derzeit vor allem am Sidebar ab. Im Bild zu sehen ist auch der aktuelle Stand des GNOME3-Themes sowie die neuen Fensterschatten bei der GNOME Shell.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Der neue Desktop-Font Cantarell.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Die Einstellungstools werden derzeit in einem Tool zusammengefasst, reorganisiert und zum Teil neu gestaltet. Hier die überarbeiteten Monitor-Einstellungen, bei denen sich jetzt der primäre Desktop über das Ziehen des Panel-Streifens zwischen den Displays festlegen lässt.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Mittlerweile zweifelt beim GNOME-Projekt wohl kaum mehr jemand daran, dass es die richtige Entscheidung war, die kommende Desktop-Generation um ein halbes Jahr auf das Frühjahr 2011 zu verschieben. Zeichnet sich aktuell doch ein äußerst geschäftiges Treiben rund um verschiedenste Bereiche der Softwarezusammenstellung ab, zum Teil signifikante konzeptionelle Änderungen laufen dabei derzeit in den Code-Repositories zusammen und verschaffen so auch den NutzerInnen einen aktuellen Vorgeschmack auf GNOME 3.

GNOME Shell

Eine der sichtbarsten aktuellen Änderungen: Die GNOME Shell - und damit die zentrale neue Komponente der User Experience von GNOME 3 - wurde einem optischen Redesign unterzogen. Sichtbar ist dies bei der Öffnung der Activities-Ansicht, die sich im Vergleich zu früheren Vorversionen recht reduziert gibt. Ein Ziel war es dabei, die Zoom-Animationen beim Aufruf des Overlay zu minimieren, auch wird hier nun nur mehr der aktive Workspace eingeblendet.

Umbau

An der linken Seite gibt es nun eine deutlich schlankere Übersicht der beliebtesten sowie der gerade geöffneten Anwendungen, eine Suchfunktion durchstöbert Anwendungen, History und Bookmarks. Das Verschieben von Anwendungen zwischen einzelnen Workspaces ist derzeit noch nicht implementiert, dies soll aber bis zur Freigabe von GNOME 3.0 noch nachgereicht werden, entsprechende Mockups gibt es zumindest schon mal.

Vermischtes

Weitere aktuelle Verbesserungen gibt es beim Benachrichtigungssystem der GNOME Shell, dazu gehört etwa, dass Links in Benachrichtigungen nun direkt angeklickt werden können. Recht weit fortgeschritten sind bereits die Arbeiten am Top-Panel  des Desktops, wo an der rechten Seite nun ausschließlich Systemstatusinformationen angezeigt werden. Auch wurden die damit verbundenen Menüs - also etwa zur Lautstärkeneinstellung oder für die Batterieanzeige - bereits größtenteils direkt in die GNOME Shell integriert, als letzter Schritt sollen hier nun auch noch die Netzwerkeinstellungen direkt aufgenommen werden. Ebenfalls noch geplant ist die Aufwertung der Desktop-Uhr, so dass hier wie von GNOME 2.x gewohnt aktuelle Termine dargestellt werden, ein entsprechender Entwicklungszweig existiert bereits in der Codeverwaltung von GNOME Shell.

Effektiv

Einiges Neues gibt es auch beim Fenstermanager Mutter, auf dem die GNOME Shell ja direkt aufsetzt: Dieser beherrscht nun "Edge Tiling", es können jetzt also wie von Windows 7 oder KDE her bekannt Fenster automatisch auf die Hälfte des Screens angepasst werden, wenn man diese an den linken oder rechten Bildschirmrand zieht. Die Maximierung des Fensters funktioniert, indem das Fenster ans obere Bildschirmende gezogen wird. Hier überlegt man derzeit übrigens den entsprechenden Knopf in den Fensterrahmen künftig gleich gar nicht mehr anzuzeigen, um die Funktionalität nicht unnötig zu doppeln und das Interface weiter aufzuräumen.

Performance

Ebenfalls neu ist die Aufnahme von frei definierbaren Schatten für die Anwendungsfenster, was vor allem den Look des Desktops abrundet. Für die meisten NutzerInnen wohl aber wesentlich wichtiger: Mit aktuellen Änderungen in der 3D-Bibliothek Clutter - auf der Mutter und die GNOME Shell aufsetzen - wurde die Performance der Oberfläche erheblich verbessert. Zahlreiche Animationen sind nun ein Vielfaches flotter als zuvor, was sich vor allem in einer erheblich flüssigeren Darstellung des Overlays niederschlägt.

Randnotiz

Für Ubuntu kommen diese Verbesserungen übrigens ein paar Wochen zu spät. Dort hat man sich ja erst vor kurzem für den Abgang von Clutter/Mutter als Basis der eigenen Desktop-Oberfläche Unity entschieden. Den Umstieg auf Compiz begründete man damals vor allem mit Performance-Problemen beim GNOME3-Fenstermanager, gestand dabei auch recht offenherzig ein, dass man sich nicht in der Lage sieht, diese selbst zu lösen.

Automatismus

Mit der aktuellen Testversion - vor wenigen Tagen wurde GNOME 2.91.3 veröffentlicht - wird die GNOME Shell nun jedenfalls erstmals automatisch aktiviert, wenn die lokale Hardware die nötigen Voraussetzungen erfüllt. Konkret heißt dies vor allem: Eine funktionstüchtige 3D-Beschleunigung. Für alle anderen Systeme - oder jene, die sich mit den neuen Desktop-Konzepten nicht anfreunden können - wird es aber weiterhin einen "GNOME Classic" geben, bei dem also das gewohnte GNOME Panel und das zugehörige Startmenü zum Einsatz kommen.

Einstellungsfragen

Die Arbeiten an GNOME 3.0 beschränken sich aber keineswegs auf die GNOME Shell, ein weiterer Entwicklungsschwerpunkt bildet sich um die Einstellungsprogramme des Desktops: Diese wurden in den letzten Wochen umorganisiert und zum Teil ganz neu geschrieben, eine Arbeit die derzeit noch im Laufen ist. All das wird jedenfalls in einem zentralen Kontrollzentrum zusammengefasst, anstatt wie bisher über mehrere Programme aufgeteilt zu sein. 

Nautilus

Im Fluss ist derzeit auch das Interface des Dateimanagers Nautilus, was im konkreten Fall vor allem heißt: Reduktion. Die Oberfläche der Anwendung soll schlanker werden, um die eigentlichen Inhalte stärker in den Vordergrund treten zu lassen. Zudem soll der Nautilus künftig nicht länger zwingend für die GNOME-Nutzung notwendig sein, also verschiebt man dessen zentrale Desktop-Aufgaben in andere Komponenten, also übernimmt nun etwa der GNOME Settings Daemon selbst das automatische Einhängen von Datenträgern.

Konsistenz

Dass man den GNOME 3 konsistenter machen will, demonstriert man nicht zuletzt mit zusätzlichen Defaults für die Distributionen: So hat man mit Cantarell nun eine eigene Schriftart im Angebot, auch einen selbst gestalteten Cursor gibt es. Einiges an Arbeit hat man bereits in das neue Theme für GNOME 3 gesteckt, allerdings wird es hier bald noch größere Umbauten geben: Ist doch gerade erst ein vollständig neues Theming-System im Toolkit GTK+ gelandet. Das Design soll so über eine stark an CSS angelehnte Syntax erheblich erleichtert werden - und ganz neue Möglichkeiten erlauben.

GTK+3

Auch sonst ist die Aktivität rund um GTK+ derzeit besonders intensiv, landen doch nach und nach die letzten neuen Features für GTK+3 im Hauptzweig der Codequellen. Neben den Theming-Arbeiten gehört dazu etwa ein "Öffne mit"-Dialog, den man vom File-Manager Nautilus angepasst hat oder auch ein neues Ein-Aus-Schalter-Widget.

Aufteilung

Mit GNOME 2.91.3 kommt zudem zum ersten Mal die Reorganisation der Softwarezusammenstellung. So unterscheidet man nun zwischen Kernanwendungen, die für den Betrieb des Desktop unabdingbar sind - also etwa "Power Manager" oder "Session Management" - und einem Anwendungsumfeld. Zu letzterem gehören dann Programme wie der Mail-Client Evolution oder das Desktop-Wiki Tomboy.

Ausblick

GNOME 3.0 soll nach den aktuellen Plänen am 4. April 2011 veröffentlicht werden. Eine erste stabile Version der neuen Generation des Toolkits GTK+ soll es hingegen bereits vor Ende des laufenden Jahres geben. Hier will man den EntwicklerInnen noch etwas Zeit zur Anpassung ihrer Anwendungen geben, immerhin nimmt GTK+3 einige zentrale Änderungen an der Software vor, schickt so manche veraltete Bestandteile aufs Altenteil. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 05.12.10)

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