Grafik: derStandard.at;
... sich Knaben noch. Manche. Jedenfalls wächst M. bei der Erwähnung des Wortes "schwul" derzeit noch dieses dumm-pubertäre Grinsen, dem dann die halb ängstliche, halb neugierige Frage folgt, wie das denn sei, wenn man mit einem schwulen Freund ausgehe. Keine Angst: Wir arbeiten daran.

Nächstes Jahr, allerspätestens übernächstes, wird das Telefon klingeln. M. wird seine kindischen Vorurteile vergessen haben – und seine Suada loslassen: "Rottenberg", wird M. einleitungs- und begrüßungslos beginnen (M. hält es derzeit für besonders cool, Nachnamen zu Vornahmen zu machen), "Rottenberg, du bist Journalist." Dann wird mir M. erklären, dass ich deshalb zu einer privilegierten Schicht gehöre, die angeblich auf allen Gästelisten aufscheint - und weil ich ja sowieso zu alt sei, um zu wissen, was echter Spaß ist, böte er sich an, an meiner statt ... und so weiter.

Pubertäre Nöte

M. ist ein netter Kerl. Für einen 16-Jährigen hat er mittlerweile sogar ausgesprochen menschliche Züge. Außerdem ist M. A.'s kleiner Bruder. Deswegen wird er nicht müde, meine Verantwortung im Umgang mit seinen pubertären Problemen und Nöten immer wieder zu betonen. Und da M. ein eigenverantwortlicher Jugendlicher ist, definiert er ziemlich präzise, was mich was angeht und was nicht. Freikarten gehören ganz klar zu meinen Kompetenzen. Mädchen auch - wenn A. nicht dabei ist. Weil M. kein Kind falscher Bescheidenheit ist, geht es bei seinen Ticket-Anfragen nicht um eine oder zwei Karten, sondern um Kontingente. Bisheriger Rekord: "Rottenberg, ruf doch den Knechtsberger an und sag ihm, dass ich 25 Leute für die Gästeliste hätte." Manchmal wage ich aufzumucken. Dann muss M. den Herrn Doc LX selbst anrufen. Komischerweise kommt M. mit so was aber durch. Wie und wieso stellt mich vor Rätsel.

Mindestens sechs Tickets

Vergangenen Sonntag stellte A. dann fest, dass M. nun doch ins Alter kommen müsste, wegen des Life Balls anzurufen. Nicht unter sechs Karten, sagt A. voraus. Wenn es so weit sei, solle ich den Spieß umdrehen und M. die Handynummer von Gery Keszler geben. Sie würde die Karten auch bezahlen. Weil A. gerne im Rathaus mitfeiern würde - und ich seit Jahren konsequent dabei versage, Zahlkarten zu besorgen. Aber auf den Fotos vom Ball wären immer die üblichen Verdächtigen der heimischen Szene, zu sehen. In zehn Life-Ball-Jahren habe ich gelernt, diesen Vorwurf abgleiten zu lassen.

Schließlich kenne ich die leidende Miene von Life Ball-Papa Keszler, wenn er die Platte mit dem Etikett "Wie kommen Otto Normalverbraucher und Anna Durchschnitt an Tickets?" auflegen muss und erklärt, dass auch seine Freunde sich an Szene-Aktionen, Versteigerungen und Verlosungen beteiligen müssten und es eben auch eine Frage des persönlichen und/oder finanziellen Einsatzes sei. Ich glaube ihm. Aber das, meint A., das sei ja mein Problem: Ich glaube jedem alles. Immer. Deshalb solle M. die Sache in die Hand nehmen. Der könne das. Bestimmt. Und wenn M. diese Woche nicht selbst draufkomme, müsse ich ihn auf die Life Ball-Kartenaquise ansetzen. Schließlich wisse sie schon, was sie auf den Ball am 24. Mai anziehen wird.

Nachlese

--> Kunstraub
--> In der Lagunenstraße
--> Banales Kreuzungsgeschehen
--> Der Mitesser

--> Gratis parken
--> Sternmarsch
--> Wie bei Oma
--> Indien
--> Ein Geschenk

--> Speckgürtel
--> Valentinsdebakel
--> Die Mulde
--> Die Tunnel unter der Stadt
--> Flugrattenpflege

--> Telefonieren für 0 Cent
--> Spaß mit den Nachbarn
--> Drei Zentimeter
--> Noch ein Zimmer
--> Eleanor Rigby

--> Quartierschreberei revisited --> Weitere Stadtgeschichten ...