Zarganar

Foto: Stadtkino

Wien - Ein Amerikaner, ein Brite und ein Burmese wollen einander imponieren. Der Ami erzählt, kürzlich sei ein einbeiniger Landsmann zweimal auf den Mount Everest gestiegen, der Brite meint darauf: Dies sei noch gar nichts, ein Engländer sei ohne Arme durch den Atlantik geschwommen. Der Burmese fühlt sich trotzdem überlegen, denn Burma werde seit 18 Jahren von einem Mann ohne Kopf regiert.

Der burmesische Komiker Zarganar lächelt am Ende seines Witzchens, doch dann verliert sich sein Lächeln, die Mundwinkel erstarren, so als würde er sich vor seiner Courage fürchten. Tatsächlich hat sie ihn wieder ins Gefängnis gebraucht. Er wurde zu 59 Jahren Haft verurteilt, weil er die Militärjunta kritisiert hatte, die nach der Zyklon-Katastrophe im Mai 2008 internationale Hilfslieferungen behindert hatte.

In dem Film "This Prison Where I Live" vom britischen Dokumentarfilmer Rex Bloomstein erzählt Zarganar in Aufnahmen aus dem Jahr 2007 berührend, wie er bereits fünf Jahre Einzelhaft überlebt hat, indem er die Lieder aus den Gefängnislautsprechern in einzelne Töne zerlegte, seinen Geist und Willen damit stärkte und ein absolutes Gehör bekam.

Der Film handelt vom harten Kampf zwischen Humor und Angst in einem Land, in dem nicht einmal ein Minimum an Meinungsfreiheit existiert. Der deutsche Comedian Michael Mittermeier begibt sich auf die Spuren Zarganars in Burma, doch nicht einmal dessen Freunde reden mit ihm. Dafür wird das Filmteam von Geheimpolizisten überwacht. Der Zuschauer sehnt sich nach dem echten Helden, während er den Ersatz-Helden Mittermeier begleitet. Die Angst des Filmteams, verhaftet zu werden, wirkt angesichts der realen Bedrohung der Burmesen unangemessen.

Das Verdienst des Films ist aber, dass er das System von Repression und Angst darlegt. Ein Netz an Spitzeln wird sichtbar, das eingefrorene Lächeln der Burmesen, wenn Gefahr droht. Das Traurige daran ist aber, dass der Film so viel Hoffnung macht, wo doch so wenig Grund zu Hoffnung besteht. Das Regime sitzt fest im Sattel, und die internationale Gemeinschaft ist nicht in der Lage, wirksamen Druck zu erzeugen. (Adelheid Wölfl / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4./5.12.2010)