Nora Miedler, "Die Musenfalle" . € 11,40 / 250 Seiten. Ariadne, Berlin 2010

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Das Monster, das in der Geisterbahn die Kinder kreischen macht, heißt Lilly und gehört zu den vielen Gelegenheitsjobberinnen, die sich gerade so eben über Wasser halten. Als Lilly, eigentlich Schauspielerin von Beruf, endlich einen Job in einem Werbespot angeboten bekommt, ist sie für ihre finanzielle Sicherheit zu Kompromissen bereit.

Lilly ist bewusstseinserweiternden Stoffen nicht abgeneigt, woraus auch etliche Pannen resultieren. Sie gerät in ein Techtelmechtel mit dem Auftraggeber des Werbespots, einem gutaussehenden Mann, vom halbstündigen Sex mit ihm ist sie allerdings weit weniger begeistert. Und noch weniger hingerissen, als am nächsten Morgen zwei Polizisten erscheinen und sie zur vergangenen Nacht befragen. Der schöne Mann ist nämlich ermordet worden.

Die Schauspielerin Nora Miedler nimmt Anleihen bei ihrer Berufserfahrung und schickt ihre kratzbürstige Heldin auf der Suche nach Schuldigen als U-Boot in eine mythenumwobene Theaterkommune. Lilly findet sich in einem streng hierarchischen, nach außen abgeschirmten Reich wieder, wo sich sich Fiktion und Realität überlagern. Die sadistischen Videos, die Lilly dort aufstöbert, sind verstörend: Bei welchen handelt es sich um Theater, welche sind "echt" ? Viele Einfälle abseits des Mainstreams und rasant-witzige Dialoge zeigen die Autorin auf einem entwicklungsfähigen Weg. (Ingeborg Sperl /www.krimibolg.at / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4./5.12.2010)