Foto: STANDARD/Cremer

Einen größeren Kontrast gibt es doch kaum: hier das geschichtsträchtige Zentrum europäischer Kultur und feiner Lebensart, wie man so sagt; dort der Inbegriff vulgärer Geschichtsvergessenheit und amerikanischen Talmis. Doch wie sich die Extreme, jenseits der vorgefassten Klischees, treffen: Beide, Venedig und Las Vegas, sind Oasen der Künstlichkeit, einer feindlichen Umwelt abgetrotzt und dann erst recht dem Raubbau ausgeliefert, in der Gestalt immenser Touristenströme. Vom Wasser die eine Stadt bedroht, von dessen Mangel die andere.

Ein kluger Text verbindet das städtebauliche Präkariat. Und die grandiosen Luftaufnahmen des Architekten und Fotografen Alex MacLean betten beide Orte in ihre extremen Kontexte ein. Wie sie jeden Quadratmeter der Natur abtrotzen, wie der eine sich moderne Faceliftings verpasst, während der andere Venezia als Casino-Vergnügen nachbaut: Man weiß nicht, wo man schneller hin- bzw. wieder wegfahren möchte. (Michael Freund / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4./5.12.2010)