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Ein Bus mit Gefängniswärtern und Wachleuten brannte aus.

Foto: AP/Avishag Shar Yeshuv

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Der Großbrand ist weiterhin außer Kontrolle.

Foto: dapd/Scheiner

Jerusalem - Einen Tag nach Ausbruch eines verheerenden Großbrandes verdichten sich in Israel die Hinweise auf Brandstiftung. Die Polizei nahm am Freitag zwei Männer fest, die im Karmel-Gebirge bei Haifa versucht haben sollen, Feuer zu legen.

Angesichts des verheerenden Waldbrandes in Israel mit 41 Toten haben die Medien des Landes am Freitag schwere Versäumnisse bei der Brandbekämpfung angeprangert. Ein hochgerüstetes, mit Spionagesatelliten ausgestattetes Land, das einen Angriff auf iranische Atomanlagen vorbereite und technologisch an der Spitze stehe, sei auch das Land, das nach sieben Stunden seine Löschmittel erschöpft habe und dessen Feuerwehrlaster aus dem vorigen Jahrhundert stammten, hieß es im Leitartikel der Zeitung "Maariv". Nun müsse Israel darauf hoffen, dass die "Großmacht Zypern" ein Flugzeug zur Brandbekämpfung zur Verfügung stelle.

Das auflagenstärkste Blatt "Jediot Ahronot" kritisierte, dass es keine nationale Feuerwehr gebe. Die Feuerwehrleute seien mutig und setzten ihr Leben aufs Spiel, doch ihre Ausrüstung sei so veraltet und ihr Personalbestand so ungenügend, wie dies nur in der "Dritten Welt" der Fall sei. Nach den Standards in der westlichen Welt, wonach auf tausend Einwohner ein Feuerwehrmann kommen sollte, müsste es in Israel 7.000 Feuerwehrleute geben. Es seien aber nur 1.500.

Welle der Unterstützung

Nach einem Hilferuf von Ministerpräsident Netanjahu rollt eine internationale Welle der Unterstützung an. Viele Länder schicken Löschflugzeuge. Mehr als 20 Löschflugzeuge wurden am Freitagvormittag in Israel erwartet. Aus Bulgarien trafen 100 Feuerwehrleute ein. Spanien, Griechenland, Zypern, Aserbaidschan, Russland sowie die arabischen Nachbarstaaten Ägypten und Jordanien sagten Hilfe zu.

Selbst die Türkei, deren Beziehungen zu Israel seit Monaten seit einem tödlichen Zwischenfall bei einer Auseinandersetzung mit der Gaza-Hilfsflotte angespannt sind, wollte zwei Löschflugzeuge entsenden. US-Präsident Obama kündigte ebenfalls Unterstützung an.

Auch die EU hilft Israel im Kampf gegen den Großbrand. Wie die EU-Kommission mitteilte, hatte das Land um Unterstützung gebeten, besonders bei Material zur Feuerbekämpfung.

Die EU leitete die Anfrage über ihren Zivilschutzmechanismus an die EU-Mitgliedsländer und vier andere Staaten weiter. Das Material wurde innerhalb weniger Stunden bereitgestellt. Vier griechische Maschinen kamen bereits im Krisengebiet an. 92 Feuerwehrmänner aus Bulgarien seien auf dem Weg nach Israel.

Außer Kontrolle

Der verheerende Großbrand frisst sich aus dem Karmel-Gebirge bedrohlich schnell in Richtung Haifa vor. Am Freitag hatte die völlig außer Kontrolle geratene Feuerwalze bereits die Außenbezirke der israelischen Großstadt erreicht.

Mindestens 41 Menschen sind nach dem Ausbruch des Feuers im Karmel-Gebirge gestorben, darunter Dutzende Wachleute, die Häftlinge retten sollten. Über 17.000 Menschen mussten sich vor dem Flammeninferno in Sicherheit bringen. Die Regierung bezeichnete den schlimmsten Großbrand in der Geschichte des Landes als "nationale Tragödie".

Wegen des Feuersturms mussten zwei Gefängnisse geräumt werden - in einem davon saßen palästinensische Sicherheitshäftlinge. Nach Angaben der Gefängnisverwaltung sind vorläufig 900 Insassen aus beiden Haftanstalten in Sicherheit gebracht worden.

Das Feuer hat nach Angaben der Forstbehörde eine Fläche von rund 30 Quadratkilometern Wald- und Buschlandschaft mit 1,5 Millionen Bäumen vernichtet. Die Flammen können sich so rasend schnell ausbreiten, weil in Israel seit Monaten Trockenheit herrscht. Es ist kaum Regen gefallen. Die Mittagstemperaturen liegen derzeit bei 28 Grad. Außerdem werden die Brände durch den Seewind angefacht. (APA)