Wien - Das Parlament beschloss 1993 den Erwerb der Sammlung Leopold auch aufgrund einer vernünftig klingenden Prognose: Die zu erwartende hohe Besucherzahl (bis zu 600.000 pro Jahr) garantiere einen kostenneutralen Museumsbetrieb. Die Schätzungen erwiesen sich als falsch: Das Museum hat 300.000 Besucher, der Eigendeckungsgrad beträgt nur 50 Prozent. Aber auch mit den 2,76 Millionen Euro, die das Kulturministerium zuschießt, findet die Privatstiftung Leopold nur schwer das Auslangen. Peter Weinhäupl, der kaufmännische Chef, bezifferte bei der Programmpressekonferenz den zusätzlichen Finanzbedarf mit 500.000 bis 700.000 Euro.

Ob der Posten des museologischen Direktors - Rudolf Leopold starb im Juni - Anfang 2011 ausgeschrieben oder nur gesucht wird, sei noch nicht entschieden. Vorstandsmitglied Diethard Leopold bezeichnete eine Ausschreibung als "die transparentere Lösung". Tobias Natter, der Leiter des Vorarlberger Landesmuseums, gilt als einer der Favoriten. Er gab bekannt, seinen im Mai 2011 auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Der neue Direktor soll spätestens im Herbst 2011, wenn das Museum sein 10-Jahres-Jubiläum feiert, im Amt sein.

Ab 21. Jänner zeigt man die Personale Florentina Pakosta. Es folgen die Jugendstil-Schmuckausstellung Glanz einer Epoche und die Foto-Ausstellung Magie des Objekts. Zum Jubiläum präsentiert man die Egon-Schiele-Sammlung neu (unter dem Titel Melancholie und Provokation) sowie die zeitgenössische Kunst aus der privaten Sammlung Leopold II.

Zum Thema Raubkunst - mittlerweile gelten elf Werke restitutionswürdig - wurde nichts Neues mitgeteilt. Man bemühe sich weiterhin um Lösungen. (trenk / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4./5.12.2010)