Foto: Mercury

Album:
JAMES
The Morning After

(Mercury)
Dieses Kleinod von ausgesuchter Schönheit kam wie aus dem Nichts und ging dann nimmer weg. Lebensweiser Pop ohne Tran. Jeder Ton, jeder Tonfall fällt perfekt an seinen Platz. Cooles und Neues, das sollen andere erfinden. James haben dafür keine Zeit, sie laufen in meiner Endlosschleife.

Newcomer:
BROKEN BELLS
(Sony)
Produzent Danger Mouse und James Mercer, Sänger der Indie-Rocker The Shins, spielen als Broken Bells so kapriziösen wie ökonomischen New Wave. Mercers Gesang schwankt zwischen Weltschmerz und -ekel, überführt seinen pampigen Pessimismus aber mit divaeskem Idiom in die Gefilde klunkerfreier Eleganz.

Österreich:
ELEKTRO GUZZI
(Macro Records)
Das Wiener Trio hat Glück, für ihr titelloses Debüt nicht mit dem Postrock-Etikett beklebt zu werden. Schließlich bauen die Guzzis mit traditioneller Rockmusikinstrumentierung Techno nach. Liest sich nicht gerade orgasmusverdächtig, geht aber auf Platte und live doch ziemlich vergleichslos ab: Splash.

Re-Issue:
BLUES EXPLOSION
Extra Width

(Shout)
Einen Bauchfleck in den Staub vor Extra Width. Blues-Punk klang selten überzeugender als hier: Verschwitzt, brutal, gefährlich, beständig am Rande des Kollapses. Jon Spencer hat nie etwas falsch gemacht, doch so angestochen wie im Jahr 1993 hörte man dieses Trio infernal nicht wieder.

Held:
EDWYN COLLINS
Losing Sleep
(Heavenly)

Mit Verehrern und Freunden wie Alex Kapranos (Franz Ferdinand), Johnny Marr (The Smiths) oder Paul Cook (Sex Pistols) spielte Edwyn Collins nach zwei Schlaganfällen dieses Comeback-Album ein. Ein dutzend Ohrwürmer für die Ewigkeit, ein paar Tränen der Freude und der Rührung. It Dawns On Me!

Guilty Pleasure:
DJ DSL FEATURING URBS
Oaschloch

(G-Stone)
Ursprünglich ein leiwander Remix für Neneh Cherry, den Paul Nawrata alias Urbs mit Wiener Text, Schmäh und Schmähung versieht, wird zur Hymne des Fahrradfahreralltags: "Du bist so a Oaschloch, glaubst du bist a Superstar, foast hoid an BMW, owa dei Spatzi is zkla." Word.
(DER STANDARD, Printausgabe, 3.12.2010)