Erinnern Sie sich noch an den früheren US-Finanzminister Henry Paulson. Bis heute wird ihm in aller Welt der Vorwurf gemacht, dass er am 15. September 2008 die Investmentbank Lehman Brothers fallen gelassen hat und damit die Finanzkrise erst richtig ausgelöst hat.
Und wessen wird der irische Premier Brian Cowen bezichtigt? Dass er wenige Tage später eine Staatsgarantie für alle irischen Banken ausgesprochen und damit die bis dahin gesunden Finanzen seines Landes ruiniert hat.
Man sieht, bei Bankenrettungen muss man mit Fingerspitzengefühl vorgehen, einmal so und dann wieder anders entscheiden. Die systemrelevanten müssen gerettet werden, kleinere vielleicht nicht. Und vor allem muss man schauen, dass die Bankaktionäre und Investoren nicht völlig ungeschoren davonkommen. Sonst werden die Gewinne privatisiert und die Verluste verstaatlicht – eine Einladung für weitere riskante Veranlagungen.
Aber ist das nicht genau die Absicht der deutschen Regierung, wenn sie vorschlägt, dass in Zukunft private Besitzer von Staatsanleihen mitzahlen sollen, wenn Euro-Staaten gerettet werden? Dafür werden Merkel & Co. von den EU-Partnern genauso wie von zahlreichen Marktteilnehmern geprügelt.
Wie kann man nur die Investoren in einer so sensiblen Phase die Anleger verschrecken, heißt es überall. Aber wenn Investoren in Sicherheit gewogen werden, dass sie auch in Zukunft kein Risiko eingehen, wenn sie die Anleihen wackeliger Staaten kaufen, dann baut sich bereits jetzt die nächste Krise auf.
Und wir sollten nicht vergessen: Die privaten Investoren, um die es hier geht, sind in erster Linie europäische Banken. Soll nun die nächste Bankenrettung eingeleitet werden, nur damit Irland, Portugal und Spanien kurzfristig keine Probleme mit der Refinanzierung ihrer Schulden haben? Tut die EU damit nicht dann genau das, was Irland 2008 mit seinen Banken getan hat?
Eines ist klar: Wenn es um das Management von Banken- und Finanzkrisen geht, gibt es keine eindeutig richtigen und falschen Lösungen. Daher gibt es auch keinen Grund für rückwirkende und vorauseilende Schuldzuweisungen.
Paulson hat die Auswirkungen eines Lehman-Kollapses falsch eingeschätzt, aber das haben viele andere (auch der Autor dieses Blogs). Dass sich die Garantie für die irischen Banken zwei Jahre später als Bombe erweist, die die gesamte Eurozone in die Luft zu sprengen droht, konnte man damals auch nicht wissen.
Und den Deutschen jetzt für Probleme verantwortlich zu machen, die von anderen verursacht worden sind, bloß weil sie in der Zukunft das Richtige tun wollen (auch wenn die Motivation eine innenpolitische ist), ist unfair und irreführend.
Die Eurozone und der Euro werden die jetzige Krise mit großer Wahrscheinlichkeit überstehen. Aber danach müssen die Anleger und die Banken endlich lernen, mit Risiko vernünftiger umzugehen. Dazu kann der deutsche Vorschlag beitragen.
Sonst stehen alle in einigen Jahren wieder vor dem Dilemma, ob man durch Fehlentscheidungen kaputt gewordene Banken retten soll oder nicht.