Wien - Eher ungewöhnlich, wenn ein Laudator seine Würdigung mit einem Jobangebot für den Geehrten beendet. So geschehen Mittwochvormittag: Mak-Direktor Peter Noever erhielt von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien - und vom Festredner Thomas Krens überraschend das Angebot, mit ihm nach Peking zu gehen: Noever habe in den 25 Jahren als Mak-Direktor genug für Österreich getan, so Krens, der während seiner Amtszeit das Yorker Guggenheim Museum zu einem erfolgreichen Global Player und internationalen Museums-Markennamen machte. Nun sei auch für Noever die Welt dran.

Der Ort dafür ist im Entstehen: der Taimiao-Tempelkomplex zwischen Verbotener Stadt und Tienanmen-Platz. Der aus dem 15. Jahrhundert stammende kaiserliche Ahnentempel, den Mao zum Arbeiterkulturpalast erklärte, wird nun mit Expertise von Krens in ein modernes Kulturzentrum umgebaut.

Auf rund 200.000 Quadratmetern stehen historische Bauwerke, die technisch aufgerüstet, mit Klima- und Sicherheitsanlagen ausgestattet werden müssen. Neuere Gebäude, vorwiegend aus den 1950er-Jahren, werden abgerissen und durch moderne (Fertigteil-) Architektur des Pekinger Architekten Chu Pei ersetzt. Insgesamt sollen 10.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche entstehen. Geplante Baukosten: 3300 US-Dollar pro Quadratmeter. Im Frühjahr 2012 sollte das ehrgeizige Projekt abgeschlossen sein.

Dann soll Noever inPeking fortführen, was er, so Krens, 25 Jahre lang in Wien überaus erfolgreich getan habe: "Traditionen und künstlerische Bewegungen des 21. Jahrhunderts mit der spielerischen Kakofonie des ästhetischen Diskurses zusammenprallen zu lassen." Noever sei ein Vorkämpfer und Visionär, seine Direktorenschaft die wichtigste seit der Gründung des Mak.

Zeitlich ginge sich der neue Job aus: Noevers Vertrag als Mak-Direktor endet 2011. Zumindest bis dahin wird er für den Contemporary Art Tower im Gefechtsturm im Arenbergpark kämpfen. Das Goldene Verdienstzeichen interpretierte Noever in seiner Dankesrede als kulturstadträtliche Unterstützung für den Cat. (Andrea Schurian, DER STANDARD - Printausgabe, 2. Dezember 2010)