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Englischsprachige Zeitung "The Nation" in Pakistan berichtet über die Wikileaks-Veröffentlichungen.

Foto: EPA/NADEEM KHAWER

Islamabad - Westliche Regierungen sind sehr besorgt, dass das Atommaterial Pakistans in die Hände militanter Islamisten fallen könnte. Die Amerikaner sind zudem skeptisch, dass die Regierung in Islamabad ihre Beziehungen zu den in Afghanistan kämpfenden Gruppierungen der Taliban ganz abbricht. Das geht aus den ehemals als vertraulich eingestuften und nun von der Internetplattform Wikileaks veröffentlichten Berichten von US-Diplomaten hervor, die am Dienstag unter anderem von der "New York Times" zitiert wurden.

Nach und nach Material herausschmuggeln

In einer Depesche vom 4. Februar 2009 schrieb die damalige US-Botschafterin Anne Patterson, "unsere große Sorge ist nicht, dass ein militanter Islamist eine ganze Waffe (Atombombe) stiehlt, sondern dass einer, der in der (pakistanischen) Regierungseinrichtung arbeitet, nach und nach genug Material herausschmuggelt, um daraus eine Waffe zu bauen." Die britische Zeitung "The Guardian" berichtete, russische und britische Diplomaten hätten sich ähnlich geäußert.

Die USA haben den Dokumenten zufolge Pakistan auch gedrängt, gegen die Aufständischen im Nordwesten des Landes vorzugehen, die von dort Angriffe in Afghanistan vorbereiten. Aber Islamabad lehnte das ab, weil es diese Gruppen als mögliche Verbündete gegen den Einfluss des Erzrivalen Indien in Afghanistan betrachtet, sollten die Amerikaner einmal abgezogen sein.

Pakistan beschwichtigt

Die BBC berichtet, dass Pakistan bereits die Befürchtungen der USA zu entkräften versucht. Der Hohe Kommissar für Großbritannien, Wajid Shamsul Hasan, versichert in einem Interview, das pakistanische Atommaterial sei in sicheren Händen.

Schwache Zivilregierung

Die veröffentlichten Depeschen zeigen deutlich die heimlichen Sorgen der Amerikaner angesichts einer schwachen und unpopulären Zivilregierung. Der Heereschef des Landes wird hingegen als wichtiger Akteur hinter den Kulissen eingestuft, der auch schon darüber nachgedacht haben soll, Präsident Asif Ali Zardari zu stürzen. Dieser wiederum äußerte die Befürchtung, dass das Militär ihn absetzen könnte.

Furcht vor eigenem Militär

Der pakistanische Präsident Asif Ali Zardari fürchtete anscheinend sein eigenes Militär. Das geht aus einer Depesche aus der US-Botschaft in Islamabad an das Washingtoner Außenministerium hervor, über die die "New York Times" am Dienstag berichtete. Demnach sagte Zardari im Jänner 2009 dem damaligen designierten US-Vizepräsidenten Joe Biden, er sei besorgt, dass ihn die Streitkräfte "aus dem Weg räumen" könnten.

Die Depeschen gehören zu rund 250.000 vertraulichen oder geheimen Korrespondenzen von US-Diplomaten, die die Internetplattform Wikileaks veröffentlicht und vorab an verschiedene Medien zur Auswertung weitergegeben hat. Die US-Regierung hat den Datenklau als Verbrechen angeprangert und "entschlossene Schritte" gegen die Verantwortlichen angekündigt.

Zardaris Äußerungen spiegeln die einflussreiche Rolle des Militärs in der Atommacht Pakistan wider, einem Land mit zahlreichen Putschen, und sie werfen neue Fragen über die Stärke und Effektivität der zivilen Regierung auf. Sie unterstreichen, wie die "New York Times" weiter erläutert, auch die Zweifel der US-Regierung daran, ob die pakistanische Führung voll bereit ist, gegen islamische Extremisten im eigenen Land vorzugehen - trotz der Milliarden Dollar an militärischen und zivilen US-Hilfen.

Ob Zardari mit seiner Äußerung einen Putsch meinte oder gar seine eigene Ermordung, blieb unklar. (APA)