Wien - Was in der öffentlichen Gesundheitsdiskussion erst langsam an Bedeutung gewinnt, versuchen österreichische Intensivmediziner bereits seit 1996: Transparenz und Benchmarking in ihrem Bereich. Die neuesten Ergebnisse ihrer Erhebungen mit freiwilliger Teilnahme von zwischen 70 und 80 intensivmedizinischen Abteilungen in Österreich diskutierte der Verein "ASDI - Österreichisches Zentrum für Dokumentation und Qualitätssicherung in der Intensivmedizin" vor kurzem (24. November) bei seiner Jahrestagung. Ein Ergebnis der Erhebung: Die Mortalitätsrate von Patienten mit ähnlichem Gesundheitszustand, die auf Intensivstationen liegen, unterscheidet sich deutlich.
Acht bis zwölf Betten auf Intensivstationen ideal
"Wir wollen das beste für unsere Patienten heraus holen. Wir wollen Transparenz", sagte ASDI-Chef Philipp Metnitz. Nach einem langsamen Aufbau seit 1996 würden nunmehr jedes Jahr zwischen 70 und 80 Abteilungen freiwillig mit ihren Patientendaten an dem Register und dem anonymisierten Outcome-Vergleich teilnehmen. In Österreich gibt es rund 48.500 Spitalsbetten, davon 2.260 Intensivbetten (4,66 Prozent). Metnitz: "Die meisten Intensivabteilung haben eine Größe von sechs bis zehn Betten." Internationale Empfehlungen lauteten auf eine Größenordnung von acht bis zwölf Betten.
Mortalität zwischen 5 und 30 Prozent
Laut den Auswertungen haben die österreichischen Intensivstationen mit den besten Resultaten eine Mortalität von rund fünf Prozent. Der Durchschnitt sind um die 20 Prozent. Am oberen Ende finden sich aber auch Abteilungen mit einer Sterblichkeit von 30 Prozent. Unterschieden wird auch zwischen Sterblichkeit auf der Intensivstation selbst bzw. in der Phase unmittelbar nach der Entlassung aus einer Intensivabteilung. Ein Faktum, auf das die Experten gestoßen sind, so Metnitz: "Werden viele Patienten in der Nacht aus der Intensivstation entlassen, steigt die Mortalität."
Personalfaktor entscheidend
Bei den Untersuchungen werden die Patienten zunächst nach standardisierten Verfahren nach der zu erwartenden Mortalität eingeteilt. Dann werden die Resultate nach diesen Risikogruppen verglichen. Eine relativ geringe Rolle spielt in Österreich die Größe der jeweiligen Intensivstation. Das liegt offenbar daran, dass deren Größe ziemlich gleich ist. Sehr wichtig ist aber der Personalfaktor. Metnitz: "Muss sich eine Pflegekraft mit mehr als zwei Patienten beschäftigen, steigt die Rate der Komplikationen dramatisch an. Wir können mit den teuersten Medikamenten die Mortalität vielleicht um fünf Prozent senken. Aber hier (mit personellen und strukturellen Maßnahmen, Anm.) geht es um 10, 20, 30 oder gar 50 Prozent."
Es ginge bei allen diesen Vergleichen aber nicht darum, "Gut" oder "Schlecht" zu bestimmen - schon gar nicht könne man sie für den einzelnen Patienten verwenden -, sondern um Hinweise, wie man eventuell besser werden könnte. Metnitz: "Der Bedarf an Intensivbetten steigt. Das will aber keiner hören." (APA)