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Seoul und Washington beendeten ihre Militärübung, währenddessen inspizierte Kim Jong Il den Speiseraum einer Maschinenfabrik.

Foto: Reuters/KCNA

Seoul/Peking - Südkorea stellt sich auf weitere militärische Attacken aus dem kommunistischen Nordkorea ein. "Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass der Norden erneut angreifen wird", sagte Geheimdienstchef Won Sei-hoon am Mittwoch bei einer Anhörung in einem Parlamentsausschuss. Damit wolle die Führung in Pjöngjang von ihren innenpolitischen Problemen ablenken, zitierte die Agentur Yonhap den Geheimdienstchef.

Südkorea kündigte weitere Militärübungen an, kaum dass das gemeinsame Seemanöver mit den USA zu Ende ging. Angesichts der Spannungen auf der koreanischen Halbinsel rief China zur Zurückhaltung auf. Der letzte Verbündete des Regimes in Pjöngjang erklärte aber, dass China sich in dem Konflikt nicht auf eine Seite schlagen werde.

Weitere Manöver

Geheimdienstchef Won argumentierte, in Nordkorea sei die wirtschaftliche Lage schlecht und es gebe interne Kritik an der Nachfolgeregelung mit Machthaber Kim Jong-il. Daher versuche das Regime, von seinen Problemen abzulenken. Der Geheimdienst habe aber nicht damit gerechnet, dass bei einem Angriff aus Nordkorea auch Zivilisten sterben könnten, räumte Won ein.

Nordkorea hatte in der vergangenen Woche eine südkoreanische Insel beschossen. Dabei wurden vier Südkoreaner getötet, darunter zwei Zivilisten. Die Verbündeten USA und Südkorea demonstrierten dem kommunistischen Regime daraufhin ihre Stärke und hielten von Sonntag bis Mittwoch ein gemeinsames Manöver im Gelben Meer ab.

Südkorea plant der Agentur Yonhap zufolge bereits von Montag an das nächste Manöver, das unter anderem in den Gewässern nahe der Grenze zu Nordkorea stattfinden soll. Derartige Artillerie-Übungen seien nichts Ungewöhnliches, hieß es. Sie sollten aber auch die Verteidigungsbereitschaft gegen weitere Provokationen aus dem Norden stärken. Das Verteidigungsministerium in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul wollte sich zu dem Bericht zunächst nicht äußern.

Um Beschwichtigung bemühte sich auch das US-Militär: Es sei nichts Ungewöhnliches daran, dass Japan Treibstoff für Kampfjets nach Südkorea liefere, sagte Marine-Kommandeur Jeff Davis der Nachrichtenagentur Reuters. Das sei eine routinemäßige Bestellung des US-Militärs und habe nichts mit den gegenwärtigen Ereignissen auf der koreanischen Halbinsel zu tun. Nach Angaben aus der Ölindustrie will das US-Militär einen Öltanker ordern, um Anfang kommender Woche mindestens 30.000 Tonnen Flugzeugtreibstoff zu transportieren.

China, der letzte Verbündete Nordkoreas, bemühte sich um eine Entschärfung des Konfliktes in der Region. Außenminister Yang Jiechi erklärte, die dringlichste Aufgabe sei derzeit, eine Eskalation zu vermeiden. China werde als "verantwortungsvolle Großmacht" handeln, keine Seite bevorzugen und nicht "Öl ins Feuer gießen", sagte Yang in Peking. Dort war eine Delegation aus Nordkorea zu Besuch beim Ständigen Komitee des Nationalen Volkskongresses.

Seit dem Gefecht zwischen Nord- und Südkorea habe China eine Reihe von Versuchen unternommen, eine Eskalation zu vermeiden, sagte Yang. China entscheide über seine Position von Fall zu Fall und werde nicht eine Seite schützen. Die Volksrepublik hat bereits angeregt, die Sechs-Parteien-Gespräche wieder aufzunehmen, ist aber auf wenig Resonanz gestoßen. Die Gespräche zwischen Nord- und Südkorea, den USA, Japan, Russland und China liegen seit rund zwei Jahren auf Eis. (APA/Reuters)