Aufgetauchte Picassos von "enormer Bedeutung"
Paris - Einen Tag, nachdem publik wurde, dass ein französisches Rentnerpaar 271 mutmaßliche Picasso-Werke in Besitz hat, erhärten sich die Hinweise, dass es sich bei den Werken tatsächlich um Originale des spanischen Meisters handelt. "Um diese Kunstwerke werden sich die größten Museen der Welt reißen", so der Anwalt der Picasso-Erben, Jean-Jacques Neuer.

"Die zahlreichen aufgetauchten Kunstwerke sind von enormer Bedeutung, um das Jugendwerk zu erhellen", meint die Direktorin des Pariser Picasso-Museums, Anne Baldassari, zu den Arbeiten, die mutmaßlich aus den Schaffensjahren zwischen 1900 und 1932 stammen. Der in Medien genannte Schätzwert von 60 Millionen Euro sei wahrscheinlich zu gering: "Das ist ein Minimum angesichts der internationalen Attraktivität von Picasso."

Elektriker-Gattin erbost

Der einst für Picasso tätige Elektriker Pierre Le Guennec (71) behauptet, die Collagen, Zeichnungen, Lithografien und Gouachen seien ihm vom spanischen Jahrhundertkünstler für Handwerksdienste gegeben worden, weshalb er nun auf die Erben mit dem Wunsch nach Echtheitsnachweis zukam.

Diese Version halten Experten allerdings für unwahrscheinlich, weshalb die Erben laut Libération schon im September Klage wegen Hehlerei eingereicht haben und nicht wegen Kunstdiebstahls, der bereits verjährt wäre.

Der Vorwurf, ihr Mann habe die Werke gestohlen, empört Daniele Le Guennec. Dem Parisien erklärte sie: "Man konnte das Haus von Monsieur Picasso nicht einfach so verlassen, da gab es Picassos Sekretär, ein Hausmeisterehepaar, eine Gouvernante. Wir haben uns nichts vorzuwerfen." (DER STANDARD, Printausgabe, 1. 12. 2010)