Bild nicht mehr verfügbar.

Die betroffenen Fahrgäste sollen als Entschädigung eine 8-Tage-Klimakarte bekommen. Die Karte kann an acht voneinander unabhängigen Tagen als Fahrschein benützt werden.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Wien - Eine Verkettung mehrerer Umstände soll gestern dazu geführt haben, dass ein U-Bahn-Zug der Linie U4 mit über 250 Fahrgästen zwei Stunden auf offener Strecke zwischen Roßauer Lände und Schottenring gestanden ist - das hat die extra zu diesem Vorfall einberufene Krisensitzung der Wiener Linien ergeben.

Es handelt sich um eine Kombination von technischem Defekt und anschließenden Fehlentscheidungen. Die Wiener Linien bieten den betroffenen Fahrgästen eine Entschädigung in Form von Fahrkarten an. Um einen derartigen Vorfall für die Zukunft auszuschließen, haben die Wiener Linien ein Maßnahmenpaket geschnürt.

Technischer Defekt in einem Unterwerk

Zu der Stromstörung war es gestern Nachmittag gegen 14.00 Uhr gekommen. Grund dafür war ein technischer Defekt in einem Unterwerk, durch das die Stromschienen der U-Bahn mit Strom versorgt werden. Dieser Defekt hat dazu geführt, dass ein Zug zwischen den Stationen Roßauer Lände und Schottenring zu stehen kam.

Störung an einer Informationsleitung

Gleichzeitig kam es zur Störung an einer Informationsleitung, über die der Einsatzzentrale der Wiener Linien darüber Auskunft gegeben wird, ob tatsächlich der gesamte Abschnitt zwischen Schottenring und Roßauer Lände ohne Strom ist. Weil diese Information fehlte und Unklarheiten bestanden, wurde nicht sofort oder nach wenigen Minuten die Evakuierung des Zuges angeordnet. Ein Risiko für die Fahrgäste sollte dadurch vermieden werden.

Einsatzleiter hat die Situation falsch eingeschätzt

Der Einsatzleiter hat die Situation insgesamt falsch eingeschätzt, sich nicht vor Ort begeben, um das technische Personal zu unterstützen sondern gemeinsam mit der Einsatzzentrale die Entscheidung getroffen, eine Diesellok anzufordern, die den Zug in die nächste Station ziehen sollte. Das Herbeiholen der Diesellok und die anschließende Bergung des Zuges haben jedoch mehr als eineinhalb Stunden in Anspruch genommen. Im Störungsmanagement routinemäßig vorgesehen ist jedoch, dass alle Maßnahmen zu treffen sind, um die Fahrgäste nach längstens 15 Minuten sicher aus einem Zug zu evakuieren.

8-Tage-Klimakarte als Entschädigung

Die Wiener Linien bedauern außerordentlich, dass es für die Fahrgäste im Zug zu der unangenehmen Situation gekommen ist. Den betroffenen Personen wird als Entschädigung eine übertragbare 8-Tage-Klimakarte angeboten, die an acht voneinander unabhängigen Tagen als Fahrschein dient. Betroffene mögen sich unter 7909/43115 (zwischen 8 und 15 Uhr) oder kundendienst@wienerlinien.at melden.

Neue Maßnahmen

Durch fünf neue Maßnahmen soll das Störungsmanagement, das seit 30 Jahren bei der U-Bahn gut funktioniert hat, optimiert werden:

1) Es wird eine zusätzliche Überprüfung eingeführt, ob der nominierte Einsatzleiter sich tatsächlich zum Ort der Störung begibt, um von dort das Störungsmanagement zu organisieren.
2) Die technischen Anzeigen in der Einsatzzentrale werden so überarbeitet, dass bei Zugstillstand auf der Strecke ein deutlicheres Alarmzeichen als bisher üblich bis zur Auflösung der Situation angezeigt wird.
3) Die bereits jetzt regelmäßig stattfindenden Wissenschecks der MitarbeiterInnen der Einsatzzentrale für die Behandlung von Störungsfällen werden verstärkt und intensiviert.
4) Einführung von Einsatztrainings des gesamten Apparates des Störungsmanagement, in denen die Maßnahmen beim Ausfall gleich mehrerer technische Systeme real geübt werden.
5) Analyse und Überarbeitung der internen Informations- und Kommunikationskette im Störungsfall.(red, derStandard.at 1.12.2010)